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»Was für ein Schlamm-massel«

Mehr als 30 Häuser betroffen - Schäden gehen in die Hunderttausende

Von Ralf Meistes
Hiddenhausen (HK). Knöcheltief steht Sigrid O'Hare im Morast im Keller ihrer Nachbarn, der Familie Schäfer, und füllt den Eimer mit Schlamm. Ihr Mann Allan bearbeitet derweil ein Haus weiter mit einem Hochdruckreiniger die gepflasterte Hofeinfahrt. Die O'Hares wohnen zwar auch an der Hans-Böckler-Straße, doch sie hatten Glück. Ihr Haus steht auf der Straßenseite, die nichts abbekommen hat von der nächtlichen Schlammlawine (siehe Bericht auf Seite OWL).

Etwa 30 bis 40 Kellerräume waren nach Angaben der Freiwilligen Feuerwehr Hiddenhausen in der Nacht von Freitag auf Samstag mit breiigen Erdmassen vollgelaufen, die sich von einem am Kaiserweg in Schweicheln gelegenen Acker lawinenartig durch die Wohnhäuser wälzten. Von 0.30 Uhr in der Nacht bis in den späten Samstagnachmittag waren die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Hiddenhausen im Einsatz. Vor allem betroffen war das Wohnviertel Kaiserweg, Hans-Böckler-Straße und Kantstraße.
Hektisches Treiben herrschte am Samstag in den Vorgärten und Garagen. Überall standen Schweichelner mit Gummistiefeln im Dreck. Eimerweise wurde der Morast in die von der Feuerwehr aufgestellten Mulden geschüttet. Das Dröhnen des Pumpwagens und lärmende Hochdruckreiniger bestimmten die Szenerie. Überall standen verdreckte Haushaltswaren in Gärten und auf Vorplätzen.
»Wir helfen uns hier gegenseitig. Das ist doch selbstverständlich«, sagt Sigrid O'Hare. Monika Schäfer kam gerade von der Nachtschicht, als sie gegen 6.30 Uhr am Samstag den Schlamm in ihrem Garten und an ihrer Hauswand entdeckte. Auch ihr Keller war vollgelaufen. Monika Schäfer arbeitet an der Autobahn-Raststätte Herford: »Ich hatte Nachtdienst und musste erst einmal eine Stunde schlafen.« Gegen 8 Uhr war es für sie jedoch mit der Nachtruhe schon wieder vorbei. Stundenlang füllt sie mit ihrem Mann und weiteren Helfern Eimer und Schubkarren. Am Nachmittag ist der größte Dreck auf ihrem Grundstück beseitigt und sie kann schon wieder lachen: »Was für ein Schlamm-massel«.
»Der Schlamm ist ziemlich klebrig und kaum aus den Karren zu entfernen«, berichtet Andreas Schäfer. Immer wieder verstopfte das gehäckselte Stroh auch die Abpumprohre der Feuerwehr. Mithilfe einer Vakuumpumpe der Firma Schulte konnten die Keller dann leergepumpt werden. »Wir haben unbürokratisch Hilfe von einigen Firmen erhalten«, lobt Wolfgang Hackländer, Leiter der Feuerwehr Hiddenhausen, den Einsatz einiger Unternehmen.
Mit einem Bagger wurde der Graben am Kaiserweg ausgehoben. Der gesammelte Schlamm wird nun in der Kläranlage Schweicheln-Bermbeck zwischengelagert. »Das gehäckselte Stroh hat zwar Rohre verstopft, gleichzeitig aber dafür gesorgt, dass einige Garagen nicht weiter geflutet wurden«, sagt Hackmann. So wie bei Heinz Radmann. Das Haus des 71-Jährigen steht direkt an dem Feld, von wo der Schlamm kam. Vor seiner Garage staute sich auch am Samstagmittag noch das Wasser. »Es gibt bei uns aber keine größeren Schäden«, sagt er.
Die Feuerwehr war Freitagnacht in Schweicheln mit bis zu 20 Einsatzkräften unterwegs. Tagsüber waren es etwa 40. Unterstützt wurden die Schweichelner von Einsatzkräften aus Eilshausen und Enger. »Wir können noch froh sein, dass das am Wochenende passiert ist. So waren wenigstens genügend Feuerwehrleute verfügbar«, erklärt Volker Braun vom Ordnungsamt der Gemeinde Hiddenhausen.

Artikel vom 22.08.2005