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Wildernde Hunde erschossen

Mehrere Schafe gerissen - Hundehalterin hat keine Erklärung

Von Julia Graf
Oberbauerschaft (WB). Bei einem tragischen Zwischenfall am Samstagabend musste die Polizei im Hüllhorster Ortsteil Oberbauerschaft zwei Hunde erschießen. Wie die Beamten mitteilten, hatten insgesamt drei Hunde in einem eingezäunten Gehege an der Straße »Am Brockamp« mehrere Schafe gerissen. Als die Beamten das Grundstück betreten wollten, hätten die Hunde sie angegriffen. Daraufhin schossen die Beamten auf die Tiere, ein Mischling und ein Schäferhund starben, ein dritter Hund - Husky »Joy« - lief nach Hause zu seiner Besitzerin zurück.
Insgesamt rund 30 Tiere hält der Bierener an seinem Grundstück. Die Schafe dienen in erster Linie der Pflege des Geländes.

Die Polizisten waren gegen 20 Uhr zu dem Grundstück gerufen worden, auf dem die insgesamt fünf Schafe des Rödinghauser Besitzer »zur Pension« grasten. Passanten und Nachbarn hatten dort beobachtet, wie mehrere Hunde in dem eingezäunten Gehege die Schafe rissen. Laut Polizeibericht hätten sich die Tiere »sehr aggressiv« verhalten und sich in einem »Blutrausch« befunden.
Als die beiden Beamten das Gelände betraten, und die Hunde sie angreifen wollten, feuerten die Polizisten mehrere Schüsse auf die Tiere ab. Sowohl der Halter der Schafe als auch die Hundebesitzerin wurden daraufhin ermittelt und zum Ort des Geschehens bestellt. Bei den Hunden handelte es sich um die Husky-Hündin »Joy«, den kanadischen Schäferhund-Rüden »Nick« sowie um einen Mischlingsrüden, Sohn der beiden Tiere, mit Namen »Socke«.
»Ein Passant mit einem Kind hatte die Hunde in dem Gehege zuerst bemerkt«, erzählt einer der beiden Beamten, die vor Ort im Einsatz waren. Bei der Ankunft seien drei Tiere bereits tot gewesen, ein viertes leicht verletzt. Als die Hunde sie beim Betreten der Weide angegriffen hätten, sei ihnen leider keine Wahl geblieben, als zu schießen. »Dabei waren das wirklich sehr schöne Tiere«, erzählt der Beamte. Mit solchen Situationen habe er in seiner Dienstzeit zwar schon des Öfteren zu tun gehabt, zur Waffe greifen müssen habe er jetzt allerdings zum ersten Mal.
Ob der Vorfall Folgen für den dritten Hund habe, »dazu kann ich gar nichts sagen. Wir mussten natürlich das zuständige Veterinäramt über den Vorfall informieren.«
Die Besitzerin der Hunde, eine 55-jährige Rödinghauserin, war gestern noch völlig fassungslos und konnte sich das Ganze nicht erklären. Auch nicht, wie die Hunde aus dem Firmengebäude - in dem auch ihre Wohnung untergebracht ist - an der Beendorfer Straße in Oberbauerschaft weglaufen konnten. Die Hunde seien stets unter Aufsicht gewesen. »Meist lag einer hier in der Küche, einer im Flur . . .«
Etwa gegen 18 Uhr habe sie bemerkt, dass die Hunde weg waren, erzählt sie. Gemeinsam mit ihrem jüngsten Sohn (18) und seinem Freund habe sie sich auf Suche gemacht, drei Stunden lang. Bis sie schließlich über Handy die schreckliche Nachricht erhielt.
Wie sie im Gespräch mit dieser Zeitung bekräftigte, hätten die Hunde noch nie jemanden irgend etwas zu Leibe getan, geschweige denn, irgendjemanden gebissen. Wachsam, aber dennoch lieb und verschmust seien alle drei Vierbeiner gewesen, und sie zeigt einen Fotokalender mit Bildern der Tiere. »Alle drei haben eine Schutzhundausbildung abgeschlossen, sogar mit Bravour. Das alles ist mir völlig unverständlich.« Erst vor zwei Wochen habe »Nick«, einer der beiden getöteten Hunde, einen Einbrecher vom Firmengelände verscheucht.
»Es ist einfach passiert. Natürlich kann man von Glück sagen, dass keinem Menschen etwas passiert ist. Ich kann wirklich nur sagen, dass mir das alles furchtbar leid tut.« Den entstanden Schaden werde sie selbstverständlich ersetzen. Husky-Hündin »Joy« sei nach dem Vorfall übrigens von alleine wieder zurück nach Hause gelaufen. Sie verhalte sich völlig normal und ruhig, sei nur natürlich etwas einsam.
Auch Gerhard Maschmann, der Halter der Schafe, kann die Situation noch nicht begreifen. Seit 15 Jahren hält der Angestellte aus Rödinghausen-Bieren die grauen gehörnten Heidschnucken, aber so etwas sei ihm noch nicht passiert. Die kleine Herde, bestehend aus fünf Tieren, hatte er bei einem Bekannten in Oberbauerschaft »zur Pension« stehen, wo die Tiere das Gras kurz halten sollten. Die übrige Herde steht an seinem Haus in Rödinghausen, wo die Tiere - ebenfalls als lebendiger »Rasenmäher« - das große Gelände pflegen »Ich bin einfach sauer. Schafe kann man natürlich ersetzen, aber von den drei toten Tieren waren zwei Muttertiere, die ich eigentlich in die Zucht einstellen wollte.« Das vierte, leicht verletzte Tier sei inzwischen wieder in der großen Herde, das fünfte Schaf sei offenbar weggelaufen und noch nicht gefunden.

Artikel vom 22.08.2005