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»Es gibt so
viel zu lernen«

Tansanische Schwester im Johannisstift

Paderborn (WV). Schwester Regina Joel (27) aus Tansania hat viel von der Welt gesehen in den vergangenen Monaten. Zum Beispiel die Philippinen, aber auch viele Orte in Deutschland: Wuppertal, Münster, Bielefeld-Bethel, Kirchentag in Hannover, Weltjugendtag in Köln, und natürlich Paderborn.
Schwester Regina ist Teilnehmerin eines ökumenischen Frauenprojektes der Vereinten Evangelischen Mission, die sich für das Miteinander von Kirchen in den Erdteilen Afrika, Asien und Europa einsetzt. Zurzeit absolviert Schwester Regina ein Praktikum im Paderborner St.-Johannisstift-Krankenhaus. Die Idee dazu hatte ein deutscher Arzt im Evangelischen Missionskrankenhaus Ndolage in der Nordwestdiözese Tansanias. Schwester Regina, ausgebildete Hebamme und Krankenschwester, will sich für die Arbeit im OP weiterqualifizieren. Warum dann nicht die Abläufe in einem deutschen Krankenhaus kennen lernen?
Das Programm der Vereinten Evangelischen Mission bot dafür ideale Voraussetzungen: Acht Frauen aus Ruanda, dem Kongo, Indonesien, den Philippinen und eben Tansania haben sich für neun Monate zu einer Wohngemeinschaft zusammengeschlossen. Zunächst standen sechs Monate auf den Philippinen auf dem Programm, mit Seminaren zu Kinderpflege, Konfliktbearbeitung, Frauenrechten und einem Praktikum in einem philippinischen Krankenhaus. Im Anschluss lebten die Frauen drei Monate in Wuppertal, auch hier gab es Weiterbildung zu Themen der Gesundheit, Pädagogik und Theologie.
»Es war eine sehr schöne Zeit«, sagt Schwester Regina. Mit den anderen Frauen, die bereits zurück in ihrer Heimat sind, steht sie noch in regem E-Mail-Kontakt. »Das wird in Tansania schwieriger«, verrät sie. Dort ist das nächste Internet-Café zwei Autostunden von ihrem Wohnort entfernt.
Das Paderborner St. Johannisstift für ein zusätzliches Praktikum auszuwählen, lag für eine Krankenschwester aus Ndolage nahe: Das Partnerschaftsprojekt »From Nurse to Nurse«, initiiert von der Paderborner Krankenschwester Elke Münzing, verbindet Mitarbeitende des St. Johannisstiftes mit den Schwestern des tansanischen Missionskrankenhauses seit mehreren Jahren. Der Evangelische Kirchenkreis Paderborn unterhält seit langem eine lebendige Partnerschaft mit dem Nachbardistrikt von Ndolage.
Schwester Regina fühlt sich in Paderborn gut aufgehoben. »Alle meine Gastfamilien waren sehr nett«, sagt sie, »und es gibt so viel zu lernen«. Sie ist begeistert von den medizinischen Möglichkeiten, die ein modernes deutsches Krankenhaus bietet: In Tansania braucht es einen ganzen Monat, bis beispielsweise Gewebeproben ausgewertet werden. Im Johannisstift passiert die Laboranalyse blitzschnell während der Operation. »Alle sind sehr, sehr beschäftigt«, sagt Regina. »Aber sie unterstützen mich trotzdem sehr.«

Artikel vom 22.08.2005