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Von Pfarrerin Barbara Schneider-Postzich

Das Wort zum Sonntag


Der morgige Sonntag ist der 13. Sonntag nach dem Trinitatisfest: Das Evangelium des Sonntags erzählt die Geschichte vom barmherzigen Samariter, einem Mann der selbstlos und spontan einem Überfallenen hilft. Auch die andere biblischen Geschichten, die traditionell zu diesem Sonntag gehören , handeln von der Nächstenliebe und dem Tun des Willens Gottes, kurz gesagt von Diakonie.
Bei dem Begriff Diakonie fällt dem ein oder anderen vielleicht die Diakoniesammlung ein, die zweimal im Jahr in unseren Gemeinden veranstaltet wird. Mancher denkt vielleicht an den Wittekindshof, der eine große diakonische Einrichtung unserer Stadt ist.
Diakonie, das bedeutet soviel wie praktische Nächstenliebe, nicht ein Programm im Kopf, sondern konkretes Handeln im Blick auf hilfsbedürftige Menschen.
Der Wochenspruch für die kommende Woche formuliert das ganz eindeutig. »Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.« (Mätthäus 25,40).
Es geht zunächst darum, den eigenen Blick zu schärfen für andere Menschen und ihre Situation. Es geht darum, zu erkennen, wo andere Not leiden und unsere Hilfe und Unterstützung brauchen. Das ist ja wohl nicht so schwer! Möchte man da vielleicht sagen. Hilfsaufrufe, Spendenbriefe und so weiter begegnen uns schließlich jeden Tag. Aber ganz so einfach ist es dann doch oft nicht. Die, die am lautesten schreien sind nicht immer auch die, die am dringendsten Hilfe brauchen. Man muss die Augen schon selber aufmachen um die zu sehen, die keine Lobby haben und nicht auf sich aufmerksam machen können oder wollen. Ihre Not ist Menschen manchmal auch einfach peinlich.
Aber nicht nur um den geschärften Blick geht es im Wochenspruch, sondern auch um eine grundsätzlich veränderte Sicht des anderen Menschen. Er ist nicht nur ein Objekt, an dem ich mein Wohltätigkeit demonstrieren kann, sondern er ist mein Bruder. Die Schwester dürfen wir hier wohl ergänzen. Jeder, der Hilfe und Unterstützung braucht, ist ganz eng mit mir verbunden und genauso mit Jesus selbst. Wir sind so quasi eine Familie.
Nun ist es ja auch immer so eine Sache mit der Familie und dem harmonischen Zusammenleben, besonders unter Geschwistern. Bei vier Kindern kann ich ein Lied davon singen. Ich erlebe dann aber auch: Wenn es wirklich dick kommt, wenn es wirklich drauf ankommt, dann zeigen sie doch Verantwortung füreinander und haben ein Auge auf den anderen.
So soll es sein, sagt Jesus im Wochenspruch. Wir sollen uns nicht zurückziehen nach dem Motto: »Das ist doch nicht mein Problem!«, sondern wir sollen erkennen, dass wir Verantwortung tragen füreinander, weil wir zusammengehören- zueinander und zu Gott wie eine Familie.

Artikel vom 20.08.2005