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Europapokal-Premiere statt Abstiegskampf

Tischtennis-Bundesligist TuS Bad Driburg vor dem Start

Bad Driburg (WB). Wenn die Manager der zehn Damen-Bundesligisten recht behalten, steht der TuS Bad Driburg im achten Jahr der Zugehörigkeit zur höchsten deutschen Spielklasse erneut vor einer ruhigen Saison. Bei der obligatorischen Umfrage zum Saisonstart im Fachmagazin »Deutscher Tischtennis-Sport«, zählen die Badestädterinnen für niemanden zum Kreis der Abstiegskandidaten. Andererseits traut dem Vorjahresfünften auch kein Vertreter zu, in die Phalanx der großen vier Vereine einzudringen. TuS-Manager Franz-Josef Lingens stellte sich den Fragen von WB-Mitarbeiter Bernhard Zosel.

Herr Lingens, Sie gehen mit dem TuS Bad Driburg nun schon in das achte Jahr in der Bundesliga. Franz-Josef Lingens: Darauf bin ich schon ein wenig stolz, denn das hatten uns die wenigsten Leute zugetraut. Natürlich hatten wir ein wenig Glück mit dem guten Umfeld.
Sie ziehen das Projekt TT-Bundesliga Jahr für Jahr fast im Alleingang durch. Was motiviert sie dazu? Franz-Josef Lingens: Natürlich hat es in den ersten Jahren nach den vielen Aufstiegen und mit dem Gewinn der deutschen Vizemeisterschaft 2000 viel mehr Spaß gemacht. Trotz der permanenten finanziellen Probleme möchte ich das Projekt nun nicht kampflos aufgeben. Denn wenn es einmal kaputt geht, dann bricht alles zusammen und wir würden nur noch in der Bezirksliga spielen, wo unsere Reserve angesiedelt ist. Leider scheint dies in Bad Driburg und Umgebung nicht allen bewusst zu sein.
Trotz der finanziellen Probleme nehmen Sie erstmals an einem internationalen Wettbewerb teil. Warum? Franz-Josef Lingens:Das war seit Jahren unser Ziel. Wir haben mit den Firmen Walther-Glas und Breker-Ritzenhoff zwei Sponsoren gefunden, die den ETTU-Cup präsentieren. Wir müssen zunächst in einer Vorrundengruppe mit vier Mannschaften spielen. Dabei hoffe ich auf Heimrecht. Der Sieger qualifiziert sich für das Achtelfinale. Der internationale Wettbewerb ist für uns auch deshalb reizvoll, weil wir in der Bundesliga wahrscheinlich im sicheren Mittelfeld landen.
Wie lautet das Saisonziel? Franz-Josef Lingens: Nach Platz fünf in der vergangenen Saison wollen wir um die Ränge fünf bis sieben mitspielen. Im ETTU-Cup wollen wir eine gute Visitenkarte abgeben.
Ist die Bundesliga im Vergleich zum Vorjahr noch stärker geworden? Franz-Josef Lingens: Ja. Vor allem Meister TV Busenbach und Müllermilch Langweid haben sich enorm verstärkt. Auch Vizemeister FSV Kroppach hat zwei chinesische Spielerinnen dazu geholt. Daneben dürfte auch der Abstiegskampf sehr spannend werden, denn auch die drei Aufsteiger TTK Anröchte, DJK Holsterhausen und Homberger TS haben deutlich an Qualität gewonnen.
Kann auch der TuS ins Abstiegsnot geraten? Franz-Josef Lingens: Für mich sind Spich, Holsterhausen und Anröchte die schwächsten Teams. Etwas höher würde ich Homberg, Tostedt und uns ansiedeln. Allerdings ist der Leistungsabstand zwischen diesen beiden Blöcken so gering, dass man gehörig aufpassen muss. Auf den ersten vier Rängen erwarten ich wie in der vergangenen Saison Busenbach, Langweid, Kroppach und Berlin.
Die Play-Off-Runde wurde abgeschafft. Wie beurteilen Sie diese Entscheidung? Franz-Josef Lingens:Sportlich ist es natürlich gerechter, wenn der Meister aus den 18 Serienspielen ermittelt wird. Allerdings könnte die Spannung verloren gehen, wenn sich eine Mannschaft zu früh absetzt. Im Prinzip bin ich ein Verfechter der Play-Off-Runde.
Svetlana Ganina ist gegangen, Jessica Göbel zurückgekehrt. Wie wirkt sich dieser Wechsel aus? Franz-Josef Lingens: Ich erwarte, dass Jessica eine ähnliche Bilanz spielen wird wie Svetlana. Ich setze auch darauf, dass Jessica durch ihre temperamentvolle Spielweise ihre Mitspieler und das Publikum mitreißt. Jessica hat zuletzt in der Saison 1998/99 für uns gespielt. Schon damals konnten sich die Zuschauer gut mit ihr identifizieren. Der Funke sprang über.
Wie sieht die Saisonvorbereitung aus? Franz-Josef Lingens: Wir haben erst am Montag vergangener Woche die erste gemeinsame Trainingseinheit absolviert. Jessica Göbel ist unmittelbar zuvor von einem 12-tägigen Lehrgang mit der Nationalmannschaft aus Südkorea zurückgekehrt. Das Training dort war sehr hart und ich gehe davon aus, dass sie topfit in die neue Saison geht.
Nach der Ära Cristian Tamas gehen Sie erstmals ohne Cheftrainer eine Bundesligasaison. Wie wollen Sie das bewältigen? Franz-Josef Lingens: Das hatte ausschließlich finanzielle Gründe. Jessica Göbel wird als angehende A-Lizenz-Trainerin die Einheiten leiten. Ihr Lebensgefährte Hans-Jürgen Junker wird die meisten Spiele als Betreuer zur Verfügung stehen. Daneben setzte ich auf den weißrussischen Nationalspieler Dimitri Chumakov, der mit Natalia Cigankova befreundet ist. Chumakov wird häufiger bei uns mittrainieren und uns als Coach bei einigen Bundesliga-Spielen aushelfen.
Der Saisonstart ist hart. Sehen Sie das als Nachteil?Franz-Josef Lingens:Natürlich bin ich nicht darüber erfreut, dass wir in den ersten fünf Spielen gleich auf die vier Topmannschaften treffen. So werden wir wohl zunächst in der Tabelle unten stehen. Im Nachhinein ist es so vielleicht besser, weil unsere Spitzenspielerin Xu Jie aufgrund ihrer Visaprobleme erst am 31. August in Bad Driburg eintreffen wird.
Damit können Sie das erste Spiel beim Deutschen Meister TV Busenbach abhaken? Franz-Josef Lingens:Das ist richtig. Für uns geht es nur darum, einen Ehrenpunkt zu holen.
Sie haben nur vier erstligataugliche Damen. Wer wird Ersatz spielen. Lingens: Andrea Böckmann oder Kathrin Göke aus der Bezirksliga stehen als Ersatzspielerin zur Verfügung.

Artikel vom 24.08.2005