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Abschied von Pater Erasmus

Letzte Amtshandlung: Einweihung des neuen Pfarrheims


Rietberg-Varensell (mobl). Wohl selten lagen in der Varenseller Kirchengemeinde St. Marien Freude und Wehmut so dicht beieinander: die Einweihung des neuen Pfarrheims am Sonntag bedeutete zugleich auch Abschied nehmen von Pater Erasmus. Fast auf den Tag genau sechs Jahre nach seiner Amtseinführung im Klosterdorf musste der überaus beliebte Pater nun etwas unfreiwillig Adieu sagen. Bereits im Dezember hatte er einen Brief in seinem Briefkasten vorgefunden, in dem ihm das Erzbistum Paderborn mitteilte, dass der Pater in sein Stammkloster, die Benediktiner-Abtei Gervede, zurückkehren müsse. Dieser Brief hatte in ganz Varensell für Unverständnis gesorgt, zumal Pater Erasmus betont hatte: »Ich wäre gerne noch ein paar Jahre geblieben. Meine Rückkehr nach Gervede war weder mit mir noch mit dem Vorsteher des dortigen Klosters abgesprochen.« Doch er musste sich fügen, und so bereiteten ihm die Varenseller am Sonntag einen wahrlich standesgemäßen Abschied. In einem festlichen Gottesdienst, musikalisch mitgestaltet von der Gruppe »Windspiel«, dankten die Gemeindemitglieder dem Pater für seine Arbeit im Klosterdorf. Anschließend marschierten sie hinüber ins gerade noch rechtzeitig fertig gestellte, frisch renovierte Pfarrheim. Fast hätte man meinen können, die Varenseller hätten ihr Schützenfest um eine Woche vorverlegt, so viele Menschen waren auf den Beinen. Im Namen der Gemeinde hielt Willi Kauling einen humorvollen Rückblick auf die lange Umbau-Geschichte des Pfarrheims. »Aber Rom ist schließlich auch nicht an einem Tag errichtet worden«, meinte er in Anlehnung an lang anhaltende Diskussionen um die Renovierung. »Begonnen hat alles mit einem defekten Damenklo«, schilderte er. Zunächst war eine kleine Renovierung im Rahmen von 30 000 Euro geplant, heraus kam ein Kostenrahmen von 200 000 Euro. Ein Anbau über dem Kindergarten sorgt für genügend Platz. Nachdem vier Jahre nach der ersten Planung dann endlich mit dem Umbau begonnen werden konnte, ging dann plötzlich auch alles ganz schnell. In nur drei Monaten Bauzeit schaffte die Gemeinde mit Unterstützung der Varenseller Jugendlichen, des Männervereins, der Kfd und der Caritas die Renovierung. Die kirchlichen Gruppen fanden während des Umbaus Unterschlupf im benachbarten Kloster. Als Vertreter der Stadt überbrachte der stellvertretende Bürgermeister Dr. Michael Orlob die besten Grüße: »Ich zolle ihnen meine Anerkennung für das, was hier in Eigenleistung geschaffen wurde. Diese Freude wird aber überschattet und es stimmt mich auch persönlich traurig, dass die Lücke, die Pater Erasmus hinterlässt, nicht adäquat geschlossen wird.« Die seelsorgerischen Aufgaben werden vom Pfarrverbund Kirchspiel Neuenkirchen übernommen.

Artikel vom 23.08.2005