20.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das »Jodeldiplom« mal ganz amerikanisch

Suzy Bogguss und Tommy Emmanuel begeistern zum Festival-Auftakt im Schulzentrum

Rietberg (mobl). Was für ein Auftakt für das zweite Rietberger Tommy-Emmanuel-Gitarrenfestival! Wie ein Orkan fegten am Donnerstag Namensgeber Tommy Emmanuel und Special Guest Suzy Bogguss durch das Schulzentrum. Das macht Geschmack auf mehr - noch bis Sonntag geben sich Weltklassegitarristen in der Emsstadt die Klinke in die Hand.

Initiator Tommy Emmanuel eröffnete das Festival nach kurzen Grußworten von Bürgermeister André Kuper und »Kulturig«-Chef Volker Pappert in gewohnt brillianter Manier. Egal, ob er leise Töne anschlug oder wie ein Wilder auf seiner ohnehin schon arg ramponierten Gitarre herumtrommelte - er schaffte es wieder einmal spielend, das Publikum mit seiner Musik und durch seine unglaubliche Präsenz auf der Bühne in seinen Bann zu ziehen. In der ersten Reihe feierten dabei nicht nur der Bürgermeister von »Rietitown«, André Kuper, und seine Frau Monika mit, auch Tommy Emmanuels Tochter Amanda, 16 Jahre alt, ließ es sich nicht nehmen, ihren Daddy auf seinem Festival zu begleiten. Sie erlebte wie alle anderen Zuschauer auch einen gut aufgelegten Australier, der nach eigenem Bekunden immer mehr deutsche Wörter aufschnappt - und auch deutsches Liedgut. Spontan intonierte er »Schni-Schna-Schnappi«, dieses Lied hatte es ihm ganz offenkundig besonders angetan.
Warum sowohl Tommy Emmanuel als auch Rietbergs »Kulturchef« Volker Pappert schon im Vorfeld so stolz darauf gewesen waren, Suzy Bogguss verpflichtet zu haben, wurde bereits klar, als die berühmte amerikanische Country-Lady aus Nashville ihre ersten Töne angestimmt hatte. Gänsehaut-Feeling bei der glasklaren Stimme - und die konnte Bogguss sowohl bei ruhigen als auch bei fetzigen Songs wunderbar zur Geltung bringen. Wer geglaubt hatte, Tommy Emmanuel würde das Konzert von Suzy Bogguss als »Zaungast« erleben, sah sich getäuscht, der Australier setzte sich das komplette Konzert über ans Schlagzeug uns bewies auch hier erstaunliche Fähigkeiten. »Eigentlich gemein, dass jemand gleich zwei Instrumente so perfekt beherrscht«, fand Bogguss, die ausdrücklich bedauerte, nur am Donnerstag Zeit für eine Stippvisite nach Rietberg gehabt zu haben. Zuschauer und Veranstalter dürften nichts dagegen haben, wenn die blonde Sängerin im nächsten Jahr ein paar Tage dranhängt und das komplette Festival über in Rietberg zu Gast ist.
Dass das »Jodeldiplom« keine rein deutsche Erfindung ist, bewies Bogguss bei einigen ihrer Songs ebenso. »Cowboy-Songs« hatte sie angekündigt - bei ihren erstaunlichen Jodel-Fähigkeiten kamen den Zuschauern eher Gedanken an die Milka-Kuh und den Alm-Öhi. Für gute Laune sorgte die jodelnde Amerikanerin so aber allemal. Gitarre spielen konnte sie auch, zierte sich aber dann doch ein wenig: »Wenn Tommy zuguckt, kann ich mich nicht konzentrieren«, lachte sie, holte Emmanuel dann aber doch auch hinter seinem Schlagzeug hervor, um ein stimmungsvolles Duett abzuliefern.
Das Gitarrenfestival wird am Samstagvormittag mit Workshops fortgesetzt. Um 19 Uhr starten drei Solokonzerte mit Johnny Dickinson (Altes Progymnasium), Peter Finger (Heimathaus) und Thom Bresh und Buster B. Jones (Schulzentrum/Aula). Um 21.30 Uhr beginnt das Saturday Night Special, auf dem sich Phil und Tommy Emmanuel mit ihren Kollegen präsentieren. Sonntag endet das Festival mit Open Stage und Workshop-Konzert um 11 Uhr und dem Abschlusskonzert um 16 Uhr.

Artikel vom 20.08.2005