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Schüler wollen Rietberg »erobern«

Neue Förderschule für geistige Entwicklung öffnet am Montag ihre Pforten

Von Meike Oblau
Rietberg (WB). Was ist die Aufgabe eines Schulleiters? An der neuen »Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ohne Werkstufe« am Rietberger Torfweg ist Maximilian Kuntze derzeit noch mit eher untypischen Aufgaben beschäftigt. Stühle schleppen zum Beispiel. Der momentan noch etwas sperrige Name der Schule soll übrigens auch bald der Vergangenheit angehören.

Wenn am kommenden Montag die ersten Schüler die neue Schule bevölkern, dann soll auch bald mit der Namensdiskussion begonnen werden. Ebenso wie die benachbarte »Förderschule mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung« sollen hier Eltern, Schüler und Lehrer mit einbezogen werden, wenn es um die Namenswahl geht. »Es soll ein Name sein, zu dem vor allem auch die Schüler einen Bezug aufbauen können«, meint Kuntze. Wenn der passende Name dann gefunden ist, wird es auch ein Schulfest geben. Zum Wochenbeginn erwarten Maximilian Kunze, seine Stellvertreterin Britta von Eitzen und 21 weitere Lehrerkollegen 75 Schüler, die die neue Schule »in Beschlag« nehmen werden. Die Förderschule unterrichtet Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse. »Mittelfristig wird die Schülerzahl wachsen, konzipiert ist das Gebäude für etwa 120 bis 130 Schüler«, sagt Kuntze. Der ehemalige stellvertretende Leiter der Gütersloher Michaelisschule erwartet viele »alte Bekannte« zu Beginn des Schuljahres. Unter den 75 Kindern, die am Montag kommen, sind nur zwei »I-Männchen« und zwölf »Seiteneinsteiger« von anderen Schulen. Alle anderen Kinder haben zuvor die Michaelisschule besucht. Die Schüler der Michaelisschule werden nun aufgeteilt. Die Kinder, die in Rietberg, Verl, Langenberg, Schloß Holte-Stukenbrock und Wiedenbrück leben, werden jetzt nach den Sommerferien von der Michaelisschule auf die neue Rietberger Schule wechseln, mit Ausnahme der Neunt- und Zehntklässler, die an der Michaelisschule bleiben. »Sie sollen nicht für nur ein oder zwei Jahr noch auf eine neue Schule wechseln, nach dem zehnten Schuljahr kehren viele ohnehin zurück an die Werkstufe der Michaelisschule. Daher kommen die älteren Schüler zunächst nicht herüber nach Rietberg«, erläutert Maximilian Kuntze. Schon in den Ferien hatten Kuntze und seine Kolleginnen und Kollegen eine Menge zu tun: »Wir kümmern uns darum, dass ein guter Anfang für Schüler und Lehrer möglich ist.« Für jeden Schüler sei eine individuelle Planung besonders wichtig. »Das Alter der Schüler ist bei uns nicht entscheidend, wir müssen vielen verschiedenen Bedürfnissen gerecht werden«, schildert der 44-jährige Schulleiter. Sechs Schulstunden werden künftig an seiner Schule auf die Zeitspanne von 8.15 bis 15 Uhr verteilt. »Lesen, schreiben und rechnen ist dabei nicht für alle Schüler der vordringliche Lernbereich. Um sie auf eine mögliche spätere Arbeit vorzubereiten, bieten wir Fächer wie Werken und Hauswirtschaft an, aber auch Sport wird eine große Rolle spielen«, sagt Kuntze. Ein großes Manko sei dabei, dass die Schule über keine Schwimmhalle verfüge und auch im Umfeld der Schule keine Schwimmhalle erreichbar sei: »Stattdessen werden wir therapeutisches Reiten anbieten, aber das Fehlen des Schwimmbeckes ist eine massive Beeinträchtigung. Der Kreis und die Stadt Rietberg sind sehr bemüht, hier eine Lösung zu finden.« Für seine Kollegen und ihn gehe es hauptsächlich darum, die individuellen Möglichkeiten der Schüler so weit zu fördern, dass diese möglichst viele Dinge selbstständig erledigen können. »Aus diesem Grund werden wir von Anfang an auch die Stadt Rietberg ÝerobernÜ. Die Schüler müssen zum Beispiel lernen, dass man die Zutaten, die man zum Kochen braucht, erst einkaufen muss«, sind Ausflüge in die nähere Umgebung bereits fest eingeplant.

Artikel vom 19.08.2005