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Projekt: Arbeitssuche soll kein Glücksspiel sein

Caritas stellt sich der Herausforderung - Jahresthema heißt »Chancen statt Vorurteile«


Paderborn (WV). »Leider können sie hier keinen Arbeitsplatz oder Ausbildungsplatz gewinnen. Entsprechende Ansprüche auf Einstellung bestehen also nicht«. Mit einem Glücksrad hat das Referat Arbeitslosigkeit des Diözesan-Caritasverbandes beim Fest der Begegnung zum Weltjugendtag in Paderborn auf fehlende Ausbildungs- und Arbeitsplätze aufmerksam gemacht. Einen Arbeitsplatz zu bekommen, entwickelt sich immer mehr zum Lotteriespiel. Dabei konnte der Gewinn vom Zusatzjob (Ein-Euro-Jobs) bis zu unbefristeten Vollzeitverträgen ausfallen.
Das Glücksrad als Arbeitsmarktlotterie erwies sich auf der sozialen Meile von »ww.together« als Publikumsmagnet. Unter den Anfeuerungsrufen vieler in- und ausländischer Passanten versuchten Jugendliche eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen. Hartz IV wurde bei den vielen italienischen Gästen schnell zu »Hartz quattro«. Beim Spiel ergaben sich gute Möglichkeiten, um ins Gespräch zu kommen. Deutlich wurde, dass auch in vielen anderen Ländern eine hohe Jugendarbeitslosigkeit herrscht und mit zunehmender Dauer zu Perspektivlosigkeit führt. Auch die gesellschaftliche Ausgrenzung von arbeitslosen Menschen wurde immer wieder thematisiert.
Mit dieser Öffentlichkeitskampagne stellt sich die verbandliche Caritas der Herausforderung zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit. Im Mittelpunkt stehen dabei diejenigen, die in der Gesellschaft keine Lobby haben. Das Jahresthema »Arbeitslos 2005: Chancen statt Vorurteile« stellt daher die provozierende Frage: »Wenn es allen Arbeitslosen viel zu gut geht, warum wollen dann nicht alle arbeitslos sein?«
Der unzureichenden Versorgung junger Menschen mit Arbeits- und Ausbildungsstellen begegnet die atholische Jugendberufshilfe im Erzbistum Paderborn mit der Bereitstellung von jährlich nahezu 150 Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen mit mehr als 10 000 Teilnehmerplätzen. Der Erfolg dieser Maßnahmen lässt sich am weiteren Werdegang der jungen Menschen festmachen. Danach nehmen weit mehr als 60 Prozent eine Arbeitsstelle auf bzw. begeben sich in eine berufliche oder schulische Ausbildung.
»Die Konzentrierung bei der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit auf eine Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt ist zu einseitig«, betont Christoph Eikenbusch vom Diözesan-Caritasverband. Um auch Menschen mit arbeitsmarktrelevanten Defiziten eine Chance auf Arbeit einräumen zu können, wird ein subventionierter »zweiter« Arbeitsmarkt intensiver in die Überlegungen einzubinden sein.

Artikel vom 19.08.2005