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Krautbund erinnert an
die göttliche Heilkraft

In Großeneder wird ein alter Brauch gepflegt

Großeneder (WB). In Großeneder lebte die Tradition der Krautbundweihe zum diesjährigen Fest »Mariä Himmelfahrt« zum fünften Mal in Folge auf.

Nach jahrzehntelanger Pause hatten Wilhelm Thiele und Bernhard Michels diesen alten Brauch in der Dorfgemeinschaft wieder in Erinnerung gerufen. Pastor Werner Lütkefend, der die Gemeinde neu übernommen hat, freut sich sehr über diese Traditionspflege und segnete die am 15. August gesammelten Kräuter am Abend.
Zwischen sieben und 99 Kräuter gehören in den traditionellen Strauß. Davon hat die Großenederer Gemarkung etwa 30 unterschiedliche Krautbundpflanzen zu bieten. Eine magische Zahl muss es sein, und Heilkräuter wie Königskerze, Schafgarbe, Beifuß, Kamille, Rainfarn, Johanniskraut oder Pfefferminze sind Pflicht.
Als Zentralkraut dienen die Königskerze oder der Beifuß. Um sie herum werden alle anderen Kräuter gebunden. Die Nährpflanzen wie Gerste, Hafer, Weizen und Roggen dürfen nicht fehlen. Die geweihten Sträuße werden zum Trocknen aufgehängt und sollen dann ihre Heil- und Segenskraft entwickeln. Wurden die Sträuße früher oft kalbenden oder kranken Kühen zum Fressen gegeben oder im Stall gegen Blitzeinschlag aufgehängt, so schmücken sie heute eher Wohnungen als Trockenstrauß oder werden als Küchenkräuter verwandt. Sie sollen aber auch an die Heilkraft erinnern, die Gott ihnen verliehen hat.
Wilhelm Thiele und Bernhard Michels hoffen, dass sich auch in den nächsten Jahren diese Tradition weiter fortsetzen wird und die Bürger wieder gemeinschaftlich durch die Natur ziehen, um die traditionsträchtigen Pflanzen zu sammeln.

Artikel vom 19.08.2005