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Der Mann am Klavier ist zurück

Paul Kuhn begeistert fünf Wochen nach seiner Herz-OP das Publikum

Duisburg (dpa). Der Mann am Klavier ist zurück. Paul Kuhn, der große deutsche Jazz-Pianist, hat nur fünf Wochen nach seiner schweren Herz-Operation sein erstes Konzert gegeben. Das Publikum in Duisburger bedachte ihn nach seiner halbstündigen Darbietung am Flügel mit viel Applaus.
»Es war sehr knapp. Aber ich bin wieder da«, sagte Paul Kuhn, als er sein Publikum in Duisburg begrüßte. Foto: dpa

Lange hatte Franz Xaver Ohnesorg, der Intendant des Klavier Festivals Ruhr, gebangt, ob er seinen Stargast und langjährigen Freund würde ankündigen können. Denn, wie der 77-jährige Künstler seinem Publikum selbst anvertraute: »Es war sehr knapp. Aber ich bin wieder da.« Und seine Performance wurde zum Highlight des Festivals, das in diesen Tagen zu Ende geht.
Der Pianist, der seit 30 Jahren im schweizerischen Lenzerheide lebt, war schon lange herzkrank und hatte während eines Aufenthalts auf der Insel Pellworm einen Zusammenbruch erlitten. Mitte Juli unterzog er sich im Berner Inselspital einer Untersuchung, nach der seine Ärzte unverzüglich eine Operation anordneten. Sie ersetzten die Aortaklappe und legten drei Bypässe.
Nach zwei Wochen Krankenhaus und anschließender Rehabilitation am Bodensee fühlte sich der 77-Jährige wieder fit genug, um ans Klavier zu gehen. Er sagte den Auftritt in Duisburg zu und bescherte dem Publikum einen weiteren Beweis seines unverbrüchlichen Könnens, das ihn in fast sechs Jahrzehnten zum bekanntesten Jazzer, Komponisten und Bandleader Deutschlands gemacht hatte.
Leicht und perlend interpretierte sein Trio mit Paul Ulrich am Bass und Willy Ketzer am Schlagzeug unter anderem Gershwins »S Wonderful« sowie ein Liebesduett aus »Porgy and Bess« und Cole Porters Klassiker »Night and Day«. Der Altmeister gab dazwischen humorige Kommentare.
Den ersten Teil des Abends hatte der 34-jährige Berliner Star-Trompeter Till Brönner mit Hubert Nuss am Piano gestaltet. Brönner ließ keinen Zweifel daran, dass ihm die väterliche Freundschaft zu Paul Kuhn einer der wichtigsten Pfeiler seiner noch jungen Karriere ist. Er berichtete von der ersten Begegnung, nach der Kuhn das Talent gleich in sein Ensemble integriert habe.

Artikel vom 19.08.2005