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Marktplatz ist tabu

Historismus um den alten Neptunbrunnen


Eine Wiederaufstellung des historischen Neptunbrunnes auf dem Marktplatz hält dieser Leser für mehr als pietätlos.
Seit einiger Zeit fordern manche die Wiederaufstellung des historischen Neptunbrunnens, von dem noch Bruchstücke vorhanden sind, auf dem Marktplatz in Paderborn. Mir scheint diese Idee purer Historismus zu sein.
Ein Vergleich mit der Wiederherstellung des Barockaltars in der Marktkirche geht fehl. Nach der Wiederherstellung dieses Kirchenraums fehlte der wich-tigste Baubestandteil; die Rückwand war kahl und jahrzehntelang gab es keine sinnvollen Ideen zur modernen Gestaltung dieser Riesenfläche. Deshalb war die Rekonstruktion des Altars sinnvoll und geboten, um den Kirchenraum endgültig zu gestalten. Der Wiederaufbau war auch nur möglich, weil der Altar vor seiner Zerstörung vom verdienstvollen Baurat Michels genauestens vermessen und fotografiert war.
Das Verlangen, den alten Neptunbrunnen auf dem Marktplatz wieder aufzustellen, ist mehr als nur pietätlos; denn: es wird ein Kunstwerk eines bedeutenden modernen Paderborner Künstlers, das nur für diese Stelle auf dem Marktplatz geschaffen wurde, seines Sinnes beraubt.Die erste Bürgerinitiative, die nicht sich in Negationen erschöpfte, ermöglichte unter Führung des Kaufmannes Wesche den modernen Brunnen. Viele der Mitglieder und Spender leben noch. Man wollte damals ein der Zeit angemessenes Kunstwerk auf dem Marktplatz schaffen. Dies ist gelungen. Der Brunnen ist von der Bevölkerung angenommen, insbesondere von den Kindern. Dass obendrein durch die Wiederherstellung des alten Neptunbrunnens auf dem Marktplatz die Urheberrechte des Künstlers Josef Rikus verletzt würden, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
In Paderborn sind viele Denkmäler und Bauwerke vergangener Jahrhunderte zerstört worden. Die Stadt wurde neu aufgebaut, nicht in allem nur wiederaufgebaut. Wo neue Kunst erstellt wurde, brauchen historische Reste nicht restauriert zu werden.
FRANZJOSEF ZACHARIAS
Langer Weg 31
33100 Paderborn

Artikel vom 26.08.2005