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Fußballer sorgen für neue Blüte

WB-Serie: Klein, aber fein: mein Verein - Folge 4: SV Bremerberg

Von Sylvia Rasche
Bremerberg (WB). Der alte rote Opel-Ascona von Bernd Potthast hatte seine besten Tage bereits hinter sich. Doch zumindest die Kofferraumhaube blieb vor der Schrottpresse verschont und hängt heute - mehr als zehn Jahre später - als Dokument der vorerst letzten Meisterfeier des SV Bremerberg veredelt mit den Unterschriften der B-Liga-Aufsteiger im Sportheim der Rot-Weißen. Seit der ausgelassenen Meisterfeier 1993 hat der Verein ein Wechselbad der Gefühle durchlebt, scheint die Talsohle im Jahr seines 40-jährigen Bestehens aber durchschritten zu haben.

»Es macht einfach Spaß, bei uns Fußball zu spielen, Es gibt keine Cliquenwirtschaft. Hier haben sich durch den Fußball echte Freundschaften entwickelt«, beschreibt Stefan Vogt, seit Februar Vorsitzender des kleinen Vereins, die Atmosphäre im SVB. Stolze 110 Mitglieder hat der Club bei nur gut 120 Einwohnern in Bremerberg. Schon diese Zahlen lassen ahnen: der Verein ist mehr als nur Bremerberg. Auch die Sportler der umliegenden Orte wie Papenhöfen, Hohehaus, Großenbreden, Kleinenbreden und Löwendorf identifizieren sich mit dem SVB. Als 2001 nach fünfjähriger Pause wieder eine eigene Fußballmannschaft in der Kreisliga C gemeldet wurde, kam die Initiative aus Papenhöfen und Bremerberg gleichermaßen.
Zuvor hatte das Vereinsleben seit 1996 quasi geruht. »Die paar Fußballer, die noch aktiv waren, haben in Bredenborn mitgespielt«, sagt Stefan Vogt. Lediglich 67 Mitglieder verzeichnete der SVB damals noch. »Wir haben dennoch regelmäßig unsere Weihnachtsfeier und ein Kleinfeldturnier organisiert«, berichtet Vogt von den Bemühungen, den Verein im Ort nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Mit dem neuen Fußballteam 2001 blühten die Rot-Weißen wieder auf. Die Mitgliederzahlen und die Aktivitäten stiegen kontinuierlich.
In Eigenleistung renovierten die Rot-Weißen ihr Sportheim am Fußballplatz. »Wir haben die Arbeitsstunden nicht gezählt. Die meisten hat aber sicher Heribert Sprenger geleistet«, meint Stefan Vogt. Duschen gibt es am Sportplatz zwar immer noch nicht, dafür jetzt aber ein schöneres Vereinsheim und vor allem begeisterte Fußballer und ein intaktes Umfeld. Bei Heimspielen verfolgen nicht selten mehr als 50 Zuschauer das Geschehen im Westerberg-Stadion. Selbst bei Auswärtsspielen sind oft mehr Bremerberger »Schlachtenbummler« als Anhänger der Heimmannschaft am Platz. Das unterstreicht den großen Stellenwert des Clubs im Ort - nicht nur bei den Männern.
Seit gut zwei Jahren gibt es auch eine Frauengruppe im SV Bremerberg. »Jeder Verein muss bestimmte Positionen im Vorstand besetzen. Wir brauchten eine Frauenbeauftragte, obwohl wir gar keine Frauengruppen hatten«, beschreibt Stefan Vogt die Situation. Anja Karlheim bekam kurzerhand den Posten der »Frauen- und Behinderten-Beauftragen« aufgebürdet. Karlheim, deren Vater Friedrich zu den Gründungsmitgliedern des SV Bremerberg gehörte, füllte ihre neue Position schnell mit Leben. »Wir haben eine Frauengruppe gegründet, eine Trainerin gefunden und sind seither regelmäßig in der Vördener Sporthalle aktiv.« Zum 40-jährigen Vereinsbestehen übte ein Teil der Frauengruppe sogar eigens ein Programm ein. »Das hat richtig Spaß gemacht, soll aber eine Ausnahme bleiben. Wir treffen uns, um fit zu bleiben, nicht um weitere Auftritte zu planen«, erzählt Anja Karlheim.
Das ist bei den Fußballern anders. Sie sind zwar auch im Training zahlreich vertreten, fiebern aber schon dem Saisonstart am morgigen Sonntag entgegen. »Im vergangenen Jahr lief es für uns nicht so gut, obwohl wir eigentlich eine gute Mannschaft haben«, meint Vorsitzender Stefan Vogt, der mit 27 Jahren schon zu den Oldies im Team zählt. In dieser Saison peilen die Bremerberger einen guten Mittelfeldplatz an. Die Trainingsbeteiligung mit durchschnittlich 13 bis 14 Spielern dürfte wohl zu den Spitzenwerten in der Kreisliga C gehören. Und vielleicht klappt es dann ja auch irgendwann mal wieder mit einer Meisterfeier - Platz für eine weitere signierte Kofferraumhaube wäre im Sportheim noch vorhanden...

Artikel vom 20.08.2005