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Der Kultstar der 70er Jahre singt in Kirchlengern

Gunter Gabriel besucht seine alte Heimat - Spontan-Auftritt vor Webers Holzkohlegrill an der Lübbecker Straße

Von Lars Rohrandt und
Svenja Oberwoerder
Kirchlengern/Bünde (BZ). »Curry-Wurst ess' ich nur hier bei Claudia und Heiko Weber oder in Hamburg«, sagt Gunter Gabriel. Natürlich extra scharf und würzig. Der beliebte Sänger besuchte gestern seine alte Heimat: in Hamburg rein ins Auto, in Kirchlengern raus und spontan einige Lieder gesungen.

Der Kontakt zu den Webers entstand während ARD-Dreharbeiten in Kirchlengern im Juli. Das »Erste« produzierte eine Gabriel-Biographie, die am 9. September ausgestrahlt wird. Als die beiden Gabriel-Fans Claudia und Heiko Weber den Sänger nun einluden, zur Einjahres-Feier ihres »Holzkohlegrill« vorbeizukommen, sagte Gabriel spontan ja. Natürlich hatte er seine Gitarre mit dabei, und los gings. Authentisch, sympathisch, lebensnah -Êdeshalb lieben ihn seine Fans.
Gabriel ist 1940 in Hunnebrock geboren und wuchs in Kirchlengern auf. »Mein Vater war hier bei der Eisenbahn als Schrankenwärter beschäftigt«, erzählt der Sänger, »wir haben in einer Wohnung im Bahnhofsgebäude gelebt.« Die Kindheit war hart. Die Mutter starb früh. »Und mein Vater war ein harter Kerl.« Lehrer Speckmann habe ihn Anfang der 60er Jahre davon abgehalten, die Schule abzubrechen. Mit 14 Jahren verließ er Kirchlengern, zog in die weite Welt hinaus. Später hat er sein Abi nachgemacht und studierte Maschinenbau.
Doch bevor die Sänger-Karriere so richtig los ging, machte er erst einmal in Herford Station. Im Jaguar-Club und in der Tamburin-Dicothek arbeitete er als DJ. Soul war damals angesagt. »1968 fing er bei uns an. Das erste Jahr war hart für ihn«, erinnert sich die damalige Managerin Carola Frauli, die jüngst ihren 85. Geburtstag feierte. Gabriel: »Als DJ musste man den Laden voll kriegen, sonst war man schnell wieder raus.« Am 3. September gehört der Country-Sänger zu den Gästen von Fraulis Geburtstag-Party im Herforder Schützenhof. Sicherlich wird er dann auch wieder für eine Curry-Wurst an »Webers Holzkohlegrill« in Kirchlengern halt machen.
»Es ist toll, dass ich, wenn ich in meine alte Heimat komme, dann immer noch Freunde treffe«, sagt Gabriel. Oder Fans wie Claudia Weber, die in ihrem Grill einen kleinen Gabriel-Schrein aufgebaut hat. »Schon mein Vater hat seine Musik gehört«, sagt sie. »Die Lieder sind mitten aus dem Leben.« Carola Frauli weiß: »Wenn Gunter eine Idee hat, kann er sofort einen Song daraus machen.«
»Es geht aber nicht um mich, sondern um die Texte«, sagt der 65-Jährige in seiner typischen Art. Stets hat er die Menschen im Blick, den Trucker, den Malocher, die, deren Leben nicht in Watte gepackt ist. Gabriel kennt sie auch, die Tiefen der Existenz.
Gerne erzählt er, er sei schon 68. »Damit die Leute sagen: ÝMensch, du siehst aber jünger aus.Ü« Typisch Gabriel. Musik will er noch lange machen. »Wie Johnny Cash, auch auf dem Sterbebett.« Den Westfalen attestiert er: »Ihr seid ehrliche, pflichtbewusste Leute.« Und so etwas mag er, der Gunter.

Artikel vom 18.08.2005