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Kunst als Tor zur Seele

Ausstellung von Ingrid Moll-Horstmann

Von Viktoria Fischer
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Die Ausstellung »Gesehen und erfahren« von Ingrid Moll-Horstmann hatte am Mittwochabend ihre Eröffnung. Unter dem Motto »Kunst im Turm« werden Plastiken, farbige Aquarelle und Gemälde, Holzschnitte und Wollstickereien im alten Wehrturm des Guts Redingerhof präsentiert.

»Der Turm, der vor 1000 Jahren erbaut wurde, erstreckt sich über drei Ebenen und bietet den zahlreichen Malereien und Graphiken Moll-Horstmanns viel Platz«, meint Gutsbesitzerin Elke Bruns.
Die Holzschnitte der Künstlerin sind Einzelstücke, die durch den Zusammendruck mehrerer geschnittener und eingefärbter Druckplatten variieren. Auch ihren ersten Holzschnitt aus dem Jahr 1958, der in ihrer Studienzeit entstand, präsentiert Ingrid Moll-Horstmann voller Stolz. Die ausgestellten Gemälde und Aquarelle erzeugen einen ästhetischen Reichtum an Farben und Formen. »Je nach Bildthematik vernimmt der Betrachter die Mitteilung von Jubel oder Schmerz, von Trauer oder Freude, von Einsamkeit oder Mitgerissensein, von Bedrohlichem oder Harmonischem«, so Prof. Walter Schrader in seiner Einführung.
Ingrid Moll-Horstmann setzt »meditative Zeichen« in Form von Baum, Kosmos, Sonne oder Kreuz: Objekte, die eine tiefe religiöse Bedeutung haben. »Meditative Zeichen öffnen der Seele die Augen«, erklärt die Paderbornerin. Hinter den poetisch erscheinenden Bildtiteln wie »Abschied«, »Zauber der Wüste« oder »Andalusische Impressionen« stehen Erlebnisse vieler Reisen und Natureindrücke.
Die Plastiken in den Nischen sind bearbeitete Ziegelsteine, die zur Fertigstellung gebrannt wurden. »In diesen skulpturalen Schmuckstücken spiegelt sich die Gestaltungsphantasie der Künstlerin wieder«, meint Professor Schrader weiter. Sie sind unterschiedlich geformt und ermöglichen viele Deutungen. Ähnlich ist es mit den Glasbildern. Ingrid Moll-Horstmann druckt und malt nicht nur auf Holz und Leinwand, sondern auch auf Glasscheiben: »Aber immer nur einen Druck auf eine Scheibe. Dann werden die Scheiben übereinander gepasst und ergeben zusammen das ganze Bild«.
Die Wollstickereien, die in der Ausstellung zu bewundern sind, sind im Großformat als Wandteppiche in Kirchen in Braunschweig und Salzgitter zu sehen. Die Entwürfe stammen von der Künstlerin und wurden unter ihrer Anleitung von den Mitgliedern der jeweiligen Kirchengemeinden gestickt.
Der Titel »Gesehen und erfahren« hat zwei Aspekte: Den subjektiven aus dem Lebenshintergrund der Künstlerin und den objektiven, der sich aus meditativen Zeichen zusammenfügt. Der Besucher soll die Kunstwerke nicht nur sehen, sondern auch erfahren und dabei neue Eindrücke und unbekannte Informationen sammeln. Ingrid Moll-Horstmann, die seit Jahrzehnten an der Paderborner Universität lehrt, wird als religiös motivierte Künstlerin in ganz Deutschland geschätzt. Ihre Exponate werden noch vier Wochen im Gut Redingerhof ausgestellt.
Der Turm, der schon seit 350 Jahren im Besitz der Familie Bruns ist und als Kornspeicher diente, wurde voriges Jahr zum Ausstellungsraum umgebaut. Den Anfang machte die Künstlerin Edith Wulf aus Kleinenberg im Sommer 2004. Sie zeigte Bilder und Zeichnungen unter dem Titel »Erlebtes: Mit Farbe und Feder«.

Artikel vom 19.08.2005