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Fach-Mann erwartet
»giftigen Gegner«

Interview mit Wolfsburgs Trainer Holger Fach

Paderborn (WV). Der Trainer des VfL Wolfsburg ist in der Tat vom Fach. 1995 feierte Holger Fach mit dem DFB-Pokalsieg im Trikot des VfL Borussia Mönchengladbach den größten Triumph seiner Spielerlaufbahn. Als Borussen-Coach stand er in der vergangenen Saison im Halbfinale und an diese Erfolge will der Ex-Nationalspieler nun auch auf der Bank der »Wölfe« anknüpfen. Erste Hürde ist am kommenden Samstag (15.30 Uhr, Hermann Löns-Stadion) der SC Paderborn 07. Vor dieser DFB-Pokal-Partie, für die bislang 3 000 Karten verkauft wurden, unterhielt sich Fach mit WV-Redakteur Elmar Neumann.
Herr Fach, Sie waren am vergangenen Sonntag Augenzeuge des Paderborner 5:0-Sieges gegen den 1. FC Saarbrücken. Welchen Eindruck hatten Sie von Ihrem Pokal-Gegner?Holger Fach: Wir haben die Gewissheit, auf eine starke und sehr giftige Zweitliga-Mannschaft zu treffen. Der SC Paderborn 07 hat vor meinen Augen eine gute Leistung geboten. Doch auch für dieses Spiel gilt: Bei einem Sieg ist nicht alles weiß und bei einer Niederlage nicht alles schwarz. Bei allem Respekt bleibt nämlich auch festzuhalten, dass der 1. FC Saarbrücken nicht unbedingt seinen besten Tag erwischt hatte. An der Ausgangslage aber hat sich nichts geändert. Ein vermeintlicher Außenseiter wird immer alles geben, um dem Favoriten ein Beinchen zu stellen.

Kommt Ihnen dieser deutliche Paderborner Erfolg vielleicht sogar gelegen, weil Ihre Spieler den SCP spätestens jetzt nicht mehr unterschätzen dürften?Holger Fach: Nein. Dieses Ergebnis hat auf die Einstellung meiner Mannschaft sicherlich keinerlei Einfluss. Ich glaube nicht, dass heutzutage im Profifußball noch Teams unterschätzt werden. Dafür ist der Unterschied zwischen erster und zweiter Bundesliga in einem Spiel zu gering.

Welche Bedeutung hat der DFB-Pokal für Wolfsburg?Holger Fach: Der Pokal ist und bleibt eine günstige Gelegenheit, um sich mit relativ wenigen Spielen für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren. Diese Chance will auch der VfL Wolfsburg nutzen.

Was verbinden Sie persönlich mit dem DFB-Pokal?Holger Fach: Ich stand als Spieler mit Borussia Mönchengladbach zweimal im Finale. 1995 haben wir gegen den VfL Wolfsburg gewonnen, 1992 gegen den Zweitligisten Hannover 96 leider nicht. Eigentlich hätte ich im vergangenen Jahr auch als Trainer von Borussia Mönchengladbach im Finale stehen müssen, doch da hatte der Schiedsrichter etwas gegen uns. Da durften gleich zwei Aachener im Strafraum munter Handball spielen, ohne dass es irgendwelche Folgen gehabt hätte - abgesehen davon, dass wir 0:1 verloren haben. Ich weiß also, wie es ist, gegen Zweitligisten auszuscheiden.

2:2 gegen Borussia Dortmund und jetzt ein 1:1 gegen Mönchengladbach - ist der VfL Wolfsburg nach zwei Spieltagen in der Bundesliga noch sieglos oder eher noch ungeschlagen?Holger Fach: Das interpretiert die Presse doch ohnehin immer so, wie es ihr gerade passt. Aus meiner Sicht ist das Glas aber eher halb voll als halb leer. Wir haben am Samstag gegen Mönchengladbach bis zur Nachspielzeit mit 1:0 in Führung gelegen, obwohl wir nach der Gelb-Roten Karte für Diego Klimowicz fast eine Stunde lang in Unterzahl spielen mussten. Das spricht für meine Mannschaft, zumal der Gladbacher Ausgleich durch Börgelund dann auch noch aus einem abgefälschten Schuss resultierte. Beim 2:2 gegen Borussia Dortmund haben wir ebenfalls nicht schlecht gespielt und hätten die Partie für uns entscheiden können.

Wird Steve Marlet, der gestern zur sportärztlichen Untersuchung in Wolfsburg weilte, schon am Samstag den VfL-Sturm verstärken können?Holger Fach: Ich bin relativ optimistisch, aber noch müssen letzte Formalitäten geklärt werden und es bleibt abzuwarten, ob dafür die Zeit bis Samstag reicht.

Sie sind seit Juni dieses Jahres neuer Trainer in Wolfsburg. Hatten Sie nach Ihrer Entlassung in Gladbach damit gerechnet, so schnell wieder einen Job bei einem renommierten Erstligisten wie dem VfL zu bekommen?Holger Fach: Ja. Ich habe Borussia Mönchengladbach zu einem Zeitpunkt übernommen, als das Team kaum Tore geschossen hatte und auf dem vorletzten Platz stand. Am Ende der Saison waren wir Elfter - die beste Platzierung seit dem Wiederaufstieg. Darüber hinaus wurden in meiner Amtszeit Spieler wie Vaclav Sverkos, Thomas Broich und Peer Kluge verpflichtet oder aus dem Nachwuchsbereich an den Profi-Kader herangeführt, die sich in der Folgezeit zu absoluten Leistungsträgern entwickelt haben.

Artikel vom 18.08.2005