20.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das Wort zum Sonntag

 Von Pastor Christoph Kriebel, Pr. Oldendorf


Eine Frage werden wir jetzt wieder häufig hören: »Wie war denn der Urlaub?« Ja, die Ferienzeit ist nun vorüber und es wird wieder voller. Auf dem Terminkalender und auf den Straßen. Der Wecker klingelt wieder erbarmungslos früh, Arbeit und Schule beginnen von neuem.
Hoffentlich, liebe Leserinnen und Leser, hatten Sie und hattet Ihr schöne Urlaubstage, die gut taten. An der See und im Gebirge mit leider oft nicht traumhaftem Wetter, im Süden mit Sonne pur, auf Jugendfreizeiten und bei Ferienspielen, oder bei Tagesausflügen und kleinen Besuchen zwischendurch. Hoffentlich hat die Seele etwas gebaumelt.
Jetzt heißt es wieder: Beruf und Schule - mit mancherlei Fragen im Kopf. »Wie wird das werden?«, fragen die neuen ABC-Schützen und Ihr, die Ihr zu einer weiterführenden Schule wechselt. »Was bringt das neue Schuljahr?«, fragen Schüler, Lehrer und Eltern gleichermaßen. »Werde ich meinen Beruf behalten?« - diese Frage wird wohl immer drängender.
Das Fragen beginnt wieder von neuem in diesen Tagen - und die kommenden Wochen werden erste Antworten bringen.
Fragen wir Menschen von 2005 eigentlich genug? Wir Erwachsenen unsere Kinder, wie es ihnen geht, was die Schule macht, welche Musik sie gerade hören und welche Filme sie sehen, wie es in der Clique läuft? Mein Eindruck ist eher, dass uns der Alltag auch dazu die Zeit oft wegfrisst, dass wir zu wenig gemeinsame Zeit verbringen, wo Anteilnahme ihren Platz finden könnte.
Und traut ihr jungen Leute, uns Erwachsene zu fragen - die Eltern, die Lehrer, ältere Kollegen - was uns gerade so beschäftigt, wie wir die Dinge gerade sehen, wie es in unserer Jugend war?
Könnte es sein, dass wir euch oft den Eindruck vermitteln, dass wir gar nicht gefragt sein wollen? Kleine Kinder haben da wenig Hemmungen, sie können einem schier »Löcher in den Bauch fragen«; aber wird man nur etwas älter, scheint dies leicht peinlich zu werden.
Das Motto des vergangenen Kirchentages in Hannover legte den Finger auf die Wunde: »Wenn dein Kind dich fragt . . .«, lautete es. In der Bibel wird das Fragen selbstverständlich vorausgesetzt.
Denn die meisten biblischen Geschichten kreisen ja um die großen Sinnfragen: Woher komme ich und wohin gehe ich und wie lebe ich richtig? Das Fragen ist den Menschen der biblischen Zeit wichtig, weil sie von einem Gott wissen, der nach ihnen fragt. Daran hat sich bis heute nichts geöndert: Gott fragt nach uns: nach unserem Wohlergehen und nach unserem Lebensstil; er fragt nach dem, was uns freut und was uns quält. Und er freut sich, wenn wir nach ihm fragen, nach seinem Willen. Selbst skeptische Fragen dürfen dabei sein. Und er trägt uns geradezu auf, nach unseren Mitmenschen zu fragen, weil wir dann Anteil nehmen. Denn fragen heißt ja, richtig verstanden, nicht aushorchen, sondern Anteil nehmen. Anteil nehmen am Leben der Gegenwart, sich informieren über die Vergangenheit, zu träumen von der Zukunft. Gemeinsam: mit Gott und unseren Mitmenschen.
Deshalb wünsche ich uns für die kommenden Tage den Mut zum Fragen: nach dem Ergehen der Menschen und dem Willen Gottes. Und keine Angst vor den Antworten: uns wird schon das Richtige und Wichtige einfallen. Wenn dein Kind dich fragt, deine Mutter oder dein Vater, dein Lehrer oder deine Schülerin, der Nachbar oder die Kollegin: so antworte - getrost. Und wenn du Gott fragst, so wird er auch antworten. Sei gewiss.

Artikel vom 20.08.2005