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Asamoah und Ballack retten
der DFB-Elf ein glückliches 2:2

Fußball: Niederländer vergessen in einem einseitigen Spiel das Gewinnen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Rotterdam (WB). Die Großen bleiben für die deutschen Fußballer weiter eine Nummer zu groß. In einem Testspiel in Rotterdam rettete die Nationalmannschaft gestern gegen die Niederlande zwar ein höchst schmeichelhaftes 2:2 (0:1), doch den Sieg in einem einseitigen Spiel hätten nur die Gastgeber verdient gehabt.

Überragender Spieler war Arjen Robben vom FC Chelsea London, der zwei Tore erzielte und nie zu bremsen war. Mit Michael Ballack traf auch der beste deutsche Akteur, allerdings nur ein Mal. Den zweiten Treffer steuerte der eingewechselte Gerald Asamoah bei.
Somit bleibt die Mannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) seit nunmehr 15 Spielen gegen so genannte große Gegner ohne Sieg. Die Niederländer, die im klassischen 4-3-3-System agierten und zunächst mit Khalid Bouhlarouz nur einen Bundesligaakteur ins Spiel schickten, vergaben selbst beste Chancen -ĂŠinsbesondere in der furiosen ersten Halbzeit.
Die befürchteten Fankrawalle blieben vor dem Spiel aus, doch auf dem Rasen im Stadion »De Kuip« ging es gleich gewaltig zur Sache. Keine drei Minuten waren gespielt, da erreichte die Party in Orange mit dem 1:0 einen ersten Höhepunkt. Die Vorarbeit kam von einem deutschen Verteidiger. Christian Wörns köpfte einen langen Pass von Philip Cocu genau in den Lauf des späteren Torschützen Robben. Bernd Schneider, wieder als Rechtsverteidiger aufgeboten, schaute tatenlos zu, und Oliver Kahn war gegen den gewaltigen Schuss des Linksfußes von der rechten Seite absolut chancenlos.
Nach 15 Minuten umkreiselte Robben mit Schneider und Dietmar Hamann ungestört zwei deutsche Defensivakteure, bevor er Ruud van Nistelrooy einsetzte. Der Torjäger, der zunächst den Vorzug vor Bayerns Roy Makaay erhalten hatte, verzog jedoch völlig freistehend aus zehn Metern neben das Tor. Glück hatten die Deutschen auch vier Minuten später, als Denny Landzaat den Ball nach der nächsten Traumkombination an die Latte hob. Spätestens als Dirk Kuyt (35.) nach einem Robben-Freistoß aus fünf Metern frei zum Kopfball kam, hätte es erneut im Kahn-Kasten klingeln können, vielleicht sogar müssen.
Inzwischen trauten sich Bundesliga-Stars aber auch ganz vorsichtig nach vorn. Michael Ballacks akrobatischer Schussversuch (33.) war schön anzusehen, aber nicht gefährlich. Die beste Chance vergab Arne Friedrich (45.), als er eher zufällig nach einer Ecke aus sechs Metern zum Schuss kam.
Auch die zweite Halbzeit begann mit einem Paukenschlag. Wieder traf Robben, wieder jubelte Orange, doch dieses Mal dauerte es lediglich 40 Sekunden, ehe Kahn zum zweiten Mal überwunden war. Und wieder machte Christian Wörns keine gute Figur. Als Robben den Ball in der Nähe der Mittellinie annahm, war der Dortmunder bereits in der Nähe. Doch er zögerte und zauderte mit dem Eingreifen solange, bis es zu spät war. Statt dessen eskortierte er den Niederländer lieber an den deutschen Strafraum und wurde »zum Dank« beim Schuss auch noch getunnelt.
Aber entschieden war die einseitige Partie längst noch nicht - vor allem, weil Michael Ballack nach 49 Minuten eine Ecke des eingewechselten Sebastian Deisler zum 1:2-Anschlusstreffer einköpfte. Das Spiel blieb einseitig, wendete sich spät für die Deutschen aber noch zum Guten, als Tim Borowski Gerald Asamoah einsetzte und dieser den Ausgleich erzielte. Der war aber nur deshalb möglich, weil der alles überragende Robben Mitte der zweiten Halbzeit bei einem Sololauf darauf verzichtete, nach einem elfmeterreifen Foul von Wörns im Strafraum zu Boden zu gehen.
Der Dortmunder hatte ebenso wie der anderen Rückkehrer, Dietmar Hamann, keinen guten Tag. »Es war von beiden eine sehr bescheidene Leistung«, urteilte Fernsehkritiker Günter Netzer.

Artikel vom 18.08.2005