17.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Dieses historische Foto (um 1920) ist eine der beiden Vorlagen, nach denen der Steinmetz den Löwenkopf rekonstruiert hat.

Der Löwe ist nicht länger kopflos

Skulptur am Siebensonnentor des Münsters nach historischen Fotos restauriert

Von Ruth Matthes (Text und Foto)
Herford (HK). Das Sieben-Sonnen-Portal des Münsters schmückt wieder ein prächtiger Löwe. 60 Jahre nachdem er abgeplatzt war, setzte Steinmetz Markus Madeia dem König der Tiere jetzt wieder sein Haupt auf.

»Ein starker Frost dürfte Schuld daran gewesen sein, dass der ohnehin schon recht marode Kopf abgefallen ist«, erklärt Pfarrer Johannes Beer. Bei seinen Nachforschungen ist er im Archiv auf zwei Abbildungen gestoßen, die das Zierelement noch in voller Schönheit zeigen. Es handelt sich dabei um eine Fotografie aus der Zeit um 1920 und eine von 1898. »Sie zeigen den Löwen an der Vorhalle des südlichen Querschiffs einmal von vorne und einmal leicht von der Seite, was für den Steinmetz sehr hilfreich war.«
Markus Madeia aus Körbecke fertigte anhand der Fotos ein Modell aus Ton an, das er vor Ort am restlichen Körper korrigierte. Nach der perfektionierten Vorlage arbeitete er ihn dann aus Stein nach. Den neuen Kopf befestigte er mit Kleber und Edelstahlankern in der Mauer. Es folgten die Feinarbeiten, bei denen Madeia die Verbindung zwischen Neu und Alt mit Kalkmörtel glättete und auch die Nasenlöcher mit einem feinen Eisen noch etwas vergrößerte.
Die Löwenskulptur gehört zu den frühen Bauteilen des Münsters. »Sie dürfte aus der Zeit um 1230 stammen«, sagt Beer. Wie er festgestellt hat, passt sie exakt zu den Löwendarstellungen am Triumphbogen und am Scheitelbogen im Chorraum. Das Gegenstück des romanischen Leus auf der anderen Seite des Portals ist höchstwahrscheinlich ein Drache, was wegen der starken Verwitterung jedoch nicht eindeutig zu sagen ist. Fotos zeigen, dass er ursprünglich einen Ölzweig im Maul hielt. »Löwe und Drache sind in den Psalmen gemeinsam erwähnt, als diejenigen, die der Messias bei seiner Ankunft auf Erden überwinden muss«, erläutert Beer. Da sich im Eingang auch eine Jesusfigur befinde, liege diese Deutung nahe. Der Löwe könne allerdings auch positiv gesehen werden, nämlich als Herrschaftssymbol
Der restliche, relativ gut erhaltene Körper des Löwen soll nicht restauriert werden, die kleinen Dächer oberhalb der beiden Zierelemente sind bereits 1995 erneuert worden. »Die Finanzierung der aktuellen Steinmetzarbeiten in Höhe von 4000 Euro trägt das Land im Rahmen des Patronatsrechtes«, erklärt Jochen Hartig vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen. Nachdem die Sanierungsmaßnahmen am Münster abgeschlossen sind, sei nun als nächstes die ehemalige Friedhofsmauer, die heute einen Teil des Pfarrhausgartens einrahmt, an der Reihe. »Sie muss dringend instand gesetzt werden.«
Ein Kunstwerk, das es zu erhalten gilt, ist das gotische Fresko in der Pusinnenkapelle. »Im Rahmen einer Diplomarbeit sollen die Schäden aufgenommen und Lösungen für die optimale Konservierung gefunden werden«, erklärt Hartig. Nach diesen Vorgaben werde dann die Sanierung vorgenommen.

Artikel vom 17.08.2005