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Auch das Briefesortieren will gelernt sein, sagt Olaf Funke.

»Hunde lieber nur aus der Ferne«

Olaf Funke bringt den Löhnern ihre Briefe bei Wind und Wetter mit dem Postrad

Von Anna Klöpper (Text und Fotos)
Löhne (LZ). Wenn Olaf Funke morgens gegen halb neun auf das gelbe Postfahrrad steigt und bald darauf den ersten Brief in den Postkasten wirft, hat er schon einiges an Arbeit hinter sich. »Eine gepackte Tasche mit Briefen bekomme ich nicht hingestellt«, lacht der Postbeamte. Um viertel nach sechs beginnt am frühen Morgen sein Arbeitstag im Zustellstützpunkt in Löhne.

Seit Oktober 2004 arbeitet Olaf Funke in dem großen Postgebäude an der Bünder Straße, vorher brachte er den Menschen in Bad Salzuflen und Herford ihre Post.
Die Erfahrung merkt man dem 37-Jährigen an: Schnell und routiniert sortiert er die Sendungen in die Fächer mit den Straßennamen und Hausnummern für seinen Zustellbereich Löhne-Obernbeck ein.
»Dreimal werden morgens Postladungen, zu 80 Prozent vorsortiert, aus der Zentrale in Herford angeliefert«, erklärt er. In Löhne wird dann die Feinarbeit geleistet: »Was die Maschine in Herford nicht erwischt hat, machen unsere Sortiererinnen hier per Hand«, sagt Funke und sucht sich dabei zielstrebig seinen Weg durch das Labyrinth aus den Regalen, Trennwänden und Postkisten.
»25 Bezirke werden von hier aus beliefert, mit den Sortiererinnen arbeiten hier somit gut 30 Leute«, erklärt er die hektische Betriebsamkeit kurz vor acht Uhr morgens, wenn die Zusteller ihr Tagespensum in den gelben Plastikkästen verstauen und sich mit ihrer Fracht auf den Weg zu ihren Fahrzeugen machen.
Die haben keineswegs alle vier Räder: »Ich war zwar auch schon mit dem Auto unterwegs, doch das Fahrrad gefällt mir besser«, meint er überzeugt. Auch im Winter? »Klar, im November bei zwei Grad und Nieselregen ist Fahrradfahren nicht unbedingt ein Vergnügen, da flucht man auch schon mal vor sich hin«, gibt er zu - aber findet auch gleich das Positive an der sportlichen Variante des Briefeaustragens: »Auf dem Fahrrad kommt man einfach viel besser mit den Leuten in Kontakt und kann ein paar nette Worte wechseln.«
Das Klischee des Postboten, der schon mindestens einmal Bekanntschaft mit scharfen Hundezähnen machen durfte, erfüllt Olaf Funke aber nicht. »Auch wenn in meinem Bezirk einige aggressive Exemplare dabei sind«, sagt er und erzählt mit einem Lächeln von dem Rottweiler hinter der Glastür, dem er lieber nicht gegenüber stehen möchte.
Aufsteigen, anfahren, bremsen, absteigen, der Weg zum Hauseingang und das ganze wieder von vorn: »Hinterher merkt man schon, dass man etwas getan hat«, sagt Funke. Das war auch einem fürsorglichen Anwohner in Funkes Zustellbezirk bewusst. »Als es so heiß war, stand eine Kühlbox mit Getränken für den Postboten zur Selbstbedienung vor der Tür«, erinnert er sich lächelnd.
Gegen zwölf Uhr rollt Olaf Funke mit seinem Fahrrad wieder auf den Hof in der Bünder Straße 36. Feierabend für ihn - wenn andere sich auf die Mittagspause freuen. Dafür sorgt er allerdings auch am nächsten Morgen ab viertel nach sechs wieder dafür, dass Rechnungen, Mahnungen, Urlaubskarten und Einladungen an die richtige Adresse gelangen - wenn sich andere noch einmal im Bett umdrehen.

Artikel vom 16.08.2005