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»Die ersten Punkte tun richtig gut«

NACHGEFRAGT bei Günther Rybarczyk, Sportlicher Leiter des SC Paderborn 07

Von Peter Klute (Text)
und Stefan Hörttrich (Foto)
Paderborn (WV). Es war ein Befreiungsschlag erster Güte, das 5:0 im ersten SaisonHeimspiel von Zweitliga-Aufsteiger SC Paderborn 07 gegen den 1. FC Saarbrücken. Für die Mannschaft, den Trainer, die Fans und den Verein. Das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT fragte nach beim Sportlichen Leiter Günther Rybarczyk.

Herr Rybarczyk, wie groß ist die Erleichterung?Rybarczyk: Sehr groß, das ist doch normal. Man wartet immer auf die ersten Punkte, besonders als Aufsteiger. Wenn die so schnell und so überzeugend kommen, tut das richtig gut. Besonders für die Mannschaft war dieses frühe Erfolgserlebnis sehr wichtig.

Hätten Sie ihr ein derart deutliches Resultat zugetraut?Rybarczyk: Nein, das wäre auch vermessen gewesen. So etwas muss man nun wirklich nicht erwarten. Dafür ist es umso besser, dass es so passiert ist.

Stürmer René Müller hat nach der Partie gesagt, dass die Mannschaft nach dem 0:3 in Unterhaching nicht verrückt gespielt hat und sie es jetzt auch nicht tun wird. Wie beurteilen Sie diese beiden extremen Ergebnisse im Paket?Rybarczyk: René hat Recht, zum Abheben gibt es keine Veranlassung. In Unterhaching war der Respekt vor der neuen Liga noch zu groß, dazu kam Naivität in entscheidenden Situationen. Das waren Ansätze, mit denen Jos Luhukay gut arbeiten konnte. Gegen Saarbrücken hat die Mannschaft gezeigt, dass sie aus den Erfahrungen gelernt hat, konzentriert und effektiv spielen kann. Dieses Spiel gibt Selbstvertrauen und Hoffnung, dass wir auch am Samstag im Pokal gegen den VfL Wolfsburg eine gute Leistung bringen werden. Aber wir müssen die Kirche im Dorf lassen, der Lernprozess ist nicht abgeschlossen. So ein Resultat wie gegen Saarbrücken kommt auch nur dann zustande, wenn beim Gegner etwas nicht stimmt.

Das erste Zweitliga-Heimspiel nach 22 Jahren sahen 4703 Fans. Ist das nicht zu wenig?Rybarczyk: Der Dauerregen hat uns bestimmt 1000 Fans gekostet. Bessere Eigenwerbung als die Mannschaft gegen Saarbrücken betrieben hat, kann es nicht geben und ich bin sicher, wenn sie so weiter spielt, wird das Interesse weiter steigen. Von den Zuschauern, die am Sonntag im Hermann Löns-Stadion waren, hat keiner einen Grund, beim nächsten Heimspiel nicht wiederzukommen.

Was bedeutet der Sieg für Sie persönlich. Beim Fanabend beispielsweise wurden Sie dafür kritisiert, dass Sie Torjäger Alexander Löbe trotz Vertrag haben nach Essen gehen lassen . . .Rybarczyk: Alle personellen Entscheidungen waren richtig. Wenn man bedenkt, dass wir zum Zeitpunkt des Aufstiegs nur Marcel Ndjeng verpflichtet hatten, ist es dem Trainer und mir in der Kürze der Zeit glaube ich gelungen, eine schlagkräfige Mannschaft auf die Beine zu stellen.

Eine neue Nummer 9 fehlt aber immer noch . . .Rybarczyk: Ich habe gelernt, dass Geduld im Fußball sehr wichtig ist. Wir werden kein finanzielles Risiko eingehen und wenn René Müller und Radovan Vujanovic so weiter machen, stehen wir auch nicht mehr so unter Druck. Wir wollen noch einen Angreifer mit Perspektive holen, unsere zwei Stürmer durch einen dritten aber auch nicht blockieren. Das ist ein schmaler Grat.

Miodrag Latinovic stand am Sonntag nicht im Kader. Spielt er nach der Verpflichtung von Roel Brouwers überhaupt noch eine Rolle?Rybarczyk: Er ist Profi und verhält sich auch so. Es gibt keine Anzeichen, dass er den Verein verlassen will, und wir stehen zum Vertrag. Sollte ein Angebot kommen, werde ich mit ihm reden.

Artikel vom 16.08.2005