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»Der Sieg ist nicht so wichtig«

4. »German Friendships«: Gäste von Organisation beeindruckt - Extra-Lob für die Helfer

Von Lars Krückemeyer (Text)
und Heino Uekermann (Fotos)
Herford (HK). Die Hoffnungen auf gutes Wetter haben sich zwar nicht erfüllt, dennoch war auch die gestern Abend beendete vierte Ausgabe ein voller Erfolg. »Die German Friendships sind inzwischen zu einem Begriff geworden. Da muss man nicht mehr viel erklären«, meinte Veranstalter Ulrich Meyer zu Bexten in seinem Fazit. Die Reitsportfans ließen sich vom Regen nicht beirren, rund 15.000 Zuschauer bevölkerten den Bexter Hof an den sechs Turniertagen.
Orthopäden mögen sich die Haare raufen, aber für die Horse Ball-Spieler ist diese artistische Nummer normal, um den heruntergefallenen Ball wieder ins Spiel zu bringen. Die deutsche Nationalmannschaft gab gestern eine Kostprobe ihres Könnens.

Mehrere spätere Olympiateilnehmer und Medaillengewinner bei bedeutenden Meisterschaften haben seit 1999 an dem Kinderreitturnier teilgenommen, doch Leistungsdruck ist bekanntlich ein Fremdwort bei den Team-Wettbewerben. So sehen es auch Charlotte Wrede (15) und ihr ägyptischer Partner Sharaf Nassar (18), die zusammen die Junioren-Wertung gewannen. »Das ist eine tolle Gelegenheit, um junge Leute aus aller Welt zu treffen«, meint Nasser, der gleich mit der ganzen Familie angereist ist. Für ihn geht es übrigens direkt weiter nach Kalifornien, wo er ein Studium beginnen wird.
Auch Thomas Weinberg, der zum letzten Mal in der Team-Wertung mitreiten durfte und dabei die Einzelwertung gewann, war einmal mehr von der Atmosphäre begeistert. »Es gibt hier keinen übertriebenen Ehrgeiz und Verbissenheit. Ich freue mich zwar über meinen Sieg, aber das ist hier nicht das Wichtigste«, sagt Weinberg, der in die Fußstapfen seiner im Reitsport sehr erfolgreichen Eltern treten will.
Beeindruckt von der Idee und der Umsetzung des Turniers zeigten sich auch zwei weit gereiste, sachkundige Gäste. Richterin Lieselotte Hareb, die seit 27 Jahren in Dubai lebt und in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf Turnieren im Einsatz ist, staunte vor allem über die straffe Organisation. »Das ist in der arabischen Welt ganz anders. Allerdings sind die Rahmenbedingungen auch nicht zu vergleichen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten sind gerade mal 250 Pferde und 150 Springreiter gemeldet, außerdem sind viel mehr Zuschauer hier.« Yolanda Matallana Trivino aus Kolumbien, Präsidentin des Kinder-Kommitees des Weltverbandes FEI, zeigte sich von der Internationalität des Turniers begeistert und regte an, auch die Dressur mit einzubinden. Doch so weit wollte Ulrich Meyer zu Bexten noch nicht in die Zukunft blicken, schließlich sei es schon schwierig genug, »nur« rund 50 ausländische Kinder einzuladen. »Wir könnten auch ein deutsch-amerikanisches Turnier in dieser Größenordnung veranstalten, so viele Anfragen gibt es beispielsweise aus den USA. Ein Problem ist auch geworden, dass sich das Turnier in der ganzen Welt herumspricht und immer mehr Kinder mitmachen wollen. Wir halten aber an der Philosophie fest, Vertreter aus möglichst vielen Ländern der Welt hier zu haben«, versichert Meyer zu Bexten.
Der besondere Dank des Hausherren galt den vielen fleißigen Helfern, vor allem aber einem Mann, der es nicht bevorzugt, im Rampenlicht zu stehen. »Die Handschrift von Günter Wischmeier ist hier auf dem Hof überall zu erkennen«, stellte Meyer zu Bexten eine Person in seiner Abschlussrede besonders heraus, donnernder Applaus war Wischmeiers verdienter Lohn. »Wir hatten wieder ein Superteam zusammen, das unter diesen erschwerten Bedingungen eine besondere Leistung erbracht hat. Wir haben keinen treiben müssen, alle haben toll angepackt!«

Artikel vom 15.08.2005