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Offensiv + aggressiv = attraktiv

Weber wählt mit Barton-Einsatz und forscher Taktik richtige Schachzüge

Aus Emsdetten berichtet
Dirk Heidemann
Emsdetten (WB). Zum ersten Mal in dieser Saison hat der FC Gütersloh 2000 seine Muskeln spielen lassen und mit einer eindrucksvollen Vorstellung drei Punkte aus dem als uneinnehmbar geltenden Salvus-Stadion entführt. Der in der vergangenen Spielzeit daheim ungeschlagene SV Emsdetten wurde von Beginn an vom aggressiv und offensiv auftrumpfenden FCG mit 3:0 (1:0) nahezu überrollt.

Der Lohn für Dr. Jörg Weber: Drei freie Tage, mit denen sich der Coach selbst beschenkte. »Jockel« brach direkt zu seiner auf Sylt urlaubenden Familie auf, in Wenningstedt will der FCG-Trainer von neuen Heldentaten träumen. »Wir haben keine leichte Woche hinter uns, aus der wir aber unbeschadet heraus gekommen sind. Mit vier Punkten liegen wir im Soll«, atmete Weber durch, der mit seiner forschen Taktik den Grundstein zum Erfolg gelegt hatte: »Ich habe der Mannschaft eingeimpft, dass sie immer entschlossen auftreten soll - egal wo sie spielt. Alle beschäftigen sich mit unserem Ziel, nicht im Mittelfeld herumdümpeln zu wollen. Das ist deutlich zu spüren.«
Webers zweiter Schachzug: Mit Daniel Barton stellte er Marco Antwerpen einen zweiten echten Stürmer an die Seite und verzichtete auf die Alternativlösung, ein breites Mittelfeld aufzubieten. »Ich wollte in dieser frühen Phase der Saison nicht wieder die gerade erst eingeübte Spielordnung umstellen, sondern bin eher ein Typ, der das System beibehält«, erklärte der 39-Jährige - seine Rechnung sollte voll aufgehen.
Mit den Fingerspitzen konnte Carsten Potthoff in der fünften Minute gerade noch die frühe FCG-Führung durch Barton verhindern, der nach schönem Zuspiel von Dirk Flock in die Gasse völlig frei vor dem SVE-Keeper auftauchte. Die zunächst überrumpelt wirkenden Hausherren wussten sich nach der stürmischen Gütersloher Anfangsphase, in der Kurtulus Öztürk mit Vorstößen über die rechte Seite brillierte, aber aus der Umklammerung zu befreien. FCG-Torhüter Alexander Kuschmann musste zunächst einen Kopfball von Philipp Böwing-Schmalenbrock parieren (12.) und dann einen »Bösch«-Distanzschuss entschärfen (22.). Der Spielmacher war erneut auffälligster Emsdettener Akteur, seine Mitstreiter fielen ihm gegenüber leistungsmäßig um einiges ab.
Nach Antwerpens Führungstreffer (25.) war der Bann dann gebrochen, der Torjubel glich einer Gefühls-Explosion - jetzt endlich fiel der ganz große Druck ein erstes Mal ab. Noch einmal galt es bei Böwing-Schmalenbrocks Pfostenschuss (34.) eine Schrecksekunde zu überstehen, dann war der Weg zum Auswärtssieg frei. Da der FCG schnell das 0:2 folgen ließ, war die Partie nach 52 Minuten entschieden. Barton hätte nach einem Konter seine starke Vorstellung sogar mit einem Treffer krönen müssen (60.), den Emsdettener Ehrentreffer vereitelte Kuschmann in der 83. Minute gegen Stephan Roth. Das Gütersloher Glück machte Weber mit der Ankündigung perfekt, dass der langzeitverletzte Marcus Fischer am Freitag gegen Lippstadt erstmals im FCG-Kader stehen soll.

Artikel vom 15.08.2005