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»Wir können auch
in Verl gewinnen«

Interview mit Delbrücks Trainer Roger Schmidt

Delbrück (WV). Sieben Jahre, von 1995 bis 2002, war er für den SC Verl am Ball. Am Sonntag (15 Uhr, Poststraße) kehrt Roger Schmidt als Trainer des Aufsteigers SC Delbrück an seine alte Wirkungsstätte zurück. Vor diesem ersten Derby in der Oberliga unterhielt sich WV-Redakteur Elmar Neumann mit dem DSC-Coach.
Herr Schmidt, ist dieses Spiel für Sie ein besonderes Spiel?Roger Schmidt: Auf jeden Fall, auch wenn von meinen ehemaligen Mitspielern nur noch Markus Rogowski zum aktuellen Kader zählt. Der SC Verl ist schließlich der Verein, für den ich im Seniorenbereich am längsten gespielt habe.
Der Abschied erfolgte 2002 im Unfrieden. Nach öffentlicher Kritik am Verein wurden Sie sogar suspendiert. Spielen diese Unstimmigkeiten drei Jahre später noch eine Rolle?Roger Schmidt: Das ist Schnee von gestern. Was ich in Erinnerung behalten habe, sind sieben schöne Jahre in Verl. Das nicht ganz so positive Ende interessiert mich nicht mehr, ist abgehakt.
Wie eng sind die heutigen Kontakte zu Ihrem Ex-Verein?Roger Schmidt: In der vergangenen Woche war ich auf dem 50. Geburtstag des ehemaligen Präsidenten Arno Beckhoff. Dort habe ich eine Reihe alter Weggefährten wiedergesehen. Abgesehen davon aber ist die Beziehung nicht mehr allzu intensiv.
Kann ein kleiner Verein wie der SC Verl, der sich jahrelang in der dritthöchsten Liga behauptet hat, für den Aufsteiger SC Delbrück Vorbildcharakter haben?Roger Schmidt: Was in Verl über Jahre geleistet worden ist, war schon außergewöhnlich. Der SC Verl ist sicherlich einer der kleinsten Vereine, die jemals so lange in der Regionalliga gespielt und zeitweise sogar ans Tor zur zweiten Bundesliga geklopft haben. Wenn ich die ausgesprochen solide Arbeit im Umfeld des Vereins betrachte, sehe ich durchaus Parallelen zum SC Delbrück - das aber auf niedrigerem Niveau. Zu Regionalliga-Zeiten verfügte der SC Verl mit etwa zwei Millionen Euro über einen Etat, der für Delbrück unrealistisch und einfach nicht zu stemmen ist. Selbst in dieser Oberliga-Saison soll das Budget noch bei einer Million Euro liegen. Im Vergleich zu den 250 000 bis 300 000 Euro des DSC ein gewaltiger Unterschied.
Wie schätzen Sie die sportlichen Qualitäten des SCV ein?Roger Schmidt: Was die Qualität des Kaders betrifft, sticht der SC Verl in dieser Liga heraus. Diese Mannschaft wird definitiv bis zum Saisonende um den Titel mitspielen und zählt für mich zu den absoluten Top-Favoriten.
Wie kann ein Aufsteiger wie der SC Delbrück bei einem solchen Top-Favoriten bestehen?Roger Schmidt: Wir haben am Mittwoch im Westfalenpokal-Spiel bei Eintracht Rheine gezeigt, wie das funktioniert. Auch Rheine stellt eine ambitionierte Mannschaft, die den Regionalliga-Aufstieg zum Saisonziel erklärt hat. Wir konnten diesen favorisierten Gegner mit 3:2 besiegen, weil wir unsere Stärke, die mannschaftliche Geschlossenheit, ausgespielt haben. Zum Glück ist es im Fußball so, dass nicht immer die Elf den Platz als Sieger verlässt, die nominell am besten besetzt ist, und deswegen können wir auch in Verl gewinnen.
Vor dem Pokalspiel in Rheine war von einem undankbaren Los die Rede. Sehen Sie das nach dem 3:2-Sieg anders?Roger Schmidt: Aufgrund der Reisestrapazen bleibt es ein undankbares Los. Aber schon vor dem Spiel war mir klar, dass eine solche Partie auch eine große Chance darstellt, um mit einem Erfolgserlebnis viel fürs Selbstbewusstsein zu tun. Dieser Sieg hat der Mannschaft sehr gut getan.
Wie gestaltet sich die Delbrücker Personallage vor dem ersten Oberliga-Derby in Verl?Roger Schmidt: Abgesehen von Markus Winter, der uns ja höchstwahrscheinlich gar nicht mehr zur Verfügung stehen wird, kann ich aus dem Vollen schöpfen. Auch Ansgar Kuhn und Frank Steppeler haben ihre Verletzungen auskuriert und sind einsetzbar.

Das hat sich beim SC Verl getan:       Zugänge:ÊOrhan Özkara, Fatih Kalintas (beide Arminia Bielefeld II), Christopher Beck, Tim Hagedorn (LR Ahlen II), Soner Dayangan, Temel Hop (VfB Fichte Bielefeld), Ivan Kandic (Hövelhofer SV), Carlos Castilla (Meppen), Pierre Nguindjell (Theesen), Tobias Beckmann (Erkenschwick).
Abgänge:ÊHans Grundmann (Union Minden), Sebastian Hahn (KFC Uerdingen), Eugen Keilbach, Jan Liemke, Heiko Lübbert (alle SC Wiedenbrück 2000), Frank Scharpenberg (Fortuna Düsseldorf), Stefan Siedschlag (Kickers Emden), Daniel Akman, Dennis Kroos, Viktor Siebert, Ulf Raschke (alle eigene Reserve).

Artikel vom 13.08.2005