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»Alles hängt von
den Arbeitsplätzen ab«

Interview mit Rentenberater Franz Gallandt


Gütersloh (WB). Rentenlücke, Altersarmut, mangelnde Vorsorge - das Thema Rente wird zum Wahlkampfschlager. An jedem ersten Dienstag im Monat berät der ehrenamtliche Rentenexperte Franz Gallandt künftige Rentenanwärter im Konrad-Adenauer-Haus an der Moltkestraße (14 - 16.30 Uhr). WB-Redakteur Stephan Rechlin nahm das Angebot wahr.

Was wir aus meiner Rente? Gibt es überhaupt noch etwas zu beraten?
Franz Gallandt: Das hängt von Ihrem individuellen Versicherungs-Verlauf ab, den ich gerne für Sie kläre. Vermutlich werden wir herausfinden, dass die staatliche Rente weitaus niedriger als ihr derzeitiges Gehalt ausfallen wird. Sie haben also eine Rentenlücke.

Und jetzt?
Gallandt: Sie müssen privat zusätzlich vorsorgen, zum Beispiel über Produkte der Riester-Rente. Da zahlt Ihnen der Staat je nach Höhe Ihrer Sparrate und Familienstand etwas dazu.

Mein Eigenanteil zur Riester-Rente würde jedoch ständig steigen, zuletzt auf zehn Prozent meines Bruttoeinkommens. Ich weiß nicht, ob ich mir das in sechs, acht oder zehn Jahren noch leisten kann.
Gallandt: Das weiß niemand und darum nutzen die Riester-Rente auch so wenige. Sie ist einfach zu kompliziert.

Und was tun die Leute statt dessen?
Gallandt: Wer es sich leisten kann, investiert sein Geld in Immobilien. Mietfreies Wohnen im Alter ist ein wichtiger Beitrag zur Rente, den private Versicherungsgesellschaften in ihren Gutachten nicht so gerne berücksichtigen. Doch die meisten meiner Kunden haben keinen Cent übrig, den sie monatlich für ihre Rente beiseite legen können. Hinzu kommen die völlig neuen ExistenzformenÉ

Was meinen Sie?
Gallandt: Die Ich-AGs oder Mini-Jobs. Sie zahlen nichts in die Rentenversicherung ein, bekommen später also auch nichts raus. Gleichzeitig sinkt das allgemeine Durchschnittseinkommen, an dem sich später die durchschnittliche Rentenhöhe orientieren wird.

Das staatliche Rentensystem ist also am EndeÉ
Gallandt: Es steht und fällt mit versicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. Alles hängt von den Arbeitsplätzen ab.

Artikel vom 13.08.2005