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Die Umwelt muss
Demente fördern

Neues Konzept im St. Johannisstift

Paderborn (WV). Das Evangelische Altenheim St. Johannisstift Paderborn erprobt ein neues Konzept für Menschen mit Demenz. Ziel ist die optimierte Betreuung von Menschen mit Demenz in der bestehenden Einrichtung.

Ursula Fischer, gerontopsychiatrische Fachkraft im Evangelischen Altenheim St. Johannisstift Paderborn: »Viele Konzepte zur Betreuung dementer Menschen gehen davon aus, dass beispielsweise zeitgleich zur Konzeptentwicklung ein Neubau, speziell ausgerichtet an den Bedürfnissen der Betroffenen, errichtet wird. Diese Möglichkeit ist aber häufig nicht gegeben. Deshalb verfolgen wir den Ansatz, die Betreuungsmöglichkeiten innerhalb einer bestehenden Einrichtung zu optimieren.«
Mit diesem Ansatz nimmt das Altenheim derzeit auch gemeinsam mit dem Meinwerk-Institut Paderborn an dem vom Europäischen Sozialfonds geförderten Projekt »Konzeption für die Pflege und Betreuung von Menschen mit Demenz« teil.
Konkret ist die Einrichtung dabei, den bestehenden Wohnbereich 1 in einen Wohnbereich speziell für Menschen mit Demenz umzustrukturieren. Damit reagiert die Einrichtung auch darauf, dass entsprechend der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung zunehmend Bewohner an einer Demenz erkranken und man ihnen weiterhin im Hause eine optimierte Betreuung bieten will. Sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter absolvieren derzeit Schulungen, die sie für den Umgang mit dementen Menschen weiter qualifizieren. »Um zu verstehen, warum an einer Demenz erkrankte Menschen eine besondere Pflege und Betreuung benötigen, muss man die Folgen der Demenz für die Betroffenen kennen«, erläutert Ursula Fischer das Vorgehen. Die Schulungsteilnehmer lernen deshalb unter anderem mögliche Krankheitsbilder kennen (wie Alzheimer), Zugangswege zu verwirrten Menschen und nonverbale Kommunikationstechniken.
»Demente Menschen können sich in ihrer Umwelt immer weniger orientieren und sinnvoll reagieren. Deshalb sind sie in ihrer Selbstständigkeit und in ihrem Wohlbefinden immer stärker von einer fördernden Umwelt abhängig«, beschreibt Ursula Fischer die Konsequenzen einer Demenzerkrankung: »Diese fördernde Umwelt herzustellen, ist unser Ziel.« Um dieses Ziel zu erreichen, integriert das Konzept erprobte Ansätze wie die Zehn-Minuten-Aktivierung und die basale Stimulation. Oft sind scheinbar kleine Veränderungen entscheidend. So kann beispielsweise eine ruhigere Gehweise der Pflegekräfte positiv auf die oft unruhigen Demenzerkrankten rückwirken oder eine stärkere Präsenz von Pflegekräften im Aufenthaltsraum förderlich sein. Ursula Fischer: »Bei der Betreuung dementer Menschen verändern sich die Schwerpunkte in der Pflege. Mit unserem stark personenzentrierten Ansatz gehen wir hier neue Wege.«

Artikel vom 16.08.2005