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»Kein gemütlicher Familienausflug«

Herforder Ehepaar startet bei den Deutschen Meisterschaften im Distanzfahren

Von Ulrich Dubbert

Herford (HK). Auch der Kreis Herford ist vertreten, wenn am kommenden Samstag, 20. August, in Stuck die diesjährige Deutsche Meisterschaft im Distanzfahren stattfindet. Teilnehmer sind Wilhelm Fürhoff (46 Jahre) und Dr. Heike Fürhoff (43 Jahre), die sich im Familienduell nichts schenken wollen und ein spannendes Rennen versprechen.

Stuck ist ein kleines Örtchen in Mecklenburg-Vorpommern, umgeben von endlosen Kiefernwäldern und grauen Sandwegen, der Griese Gegend. Hier finden seit Jahren unter der Organisation von Claus Angelbeck Distanzwettbewerbe statt, in diesem Jahr sogar die Deutsche Meisterschaft.
14 Gespanne gehen am Samstag ab 8 Uhr einzeln nach Losentscheid an den Start, um die 84 km lange Strecke zu bewältigen.
Der amtierende Deutsche Meister Oskar Feldpausch wird jedoch aufgrund der Folgen eines Motorradunfalls Anfang des Jahres seinen Titel nicht verteidigen können.
Aus Herford qualifizierte sich das Ehepaar Wilhelm und Dr. Heike Fürhoff mit ihren Pferden Poldi (12) und Elsinor (7). Beide werden als Einspänner an den Start gehen. NRW-Vize-Meister Wilhelm Fürhoff kam letztes Jahr in Trendelburg nur zwei Minuten später als der Sieger ins Ziel und wurde abermals Vize-Meister. Seine Frau wird zwar das erste Mal an der Meisterschaft teilnehmen, ist aber nicht unerfahren. Sie trainiert mit ihrem Gatten zusammen ca. sechs Stunden pro Woche und konnte schon den einen oder anderen Erfolg feiern, so dass sie zur ernstzunehmenden Konkurrenz zählt. »Es wird ein spannendes Rennen, in dem familiäre Bindungen zwischenzeitlich außer Acht gelassen werden«, kündigte sie hochmotiviert an. Mit »Hauptsache Pferd gesund und Mensch gesund im Ziel«, umschrieb der Vize-Meister zurückhaltend seine diesjährigen Erwartungen und stellte »den Spaß an der Freud« in den Vordergrund. Um an der Meisterschaft teilnehmen zu dürfen, mussten sich die Gespanne qualifizieren. Nur wer bereits erfolgreich mindestens einmal 60 und 80 km in der Wertung gefahren ist, ist startberechtigt.
Auch wenn die Griese Gegend eine zwar flache den Teilnehmern jedoch noch unbekannte Strecke bietet, so erwartet sie weitere Tücken: tiefer Sand erschwert bei Trockenheit das Ziehen des Wagens und zerrt an den Kräften der Pferde. Wird es heiß, so ist in den Kiefernwäldern meist eine warme stehende Luft. Wohl dem, der dann gute Helfer, so genannte Trosser, mitgebracht hat, und seine Pferde auf der Strecke optimal mit Wasser und Kühlung versorgen kann. Nur wer neben Schnelligkeit auch die nötige Umsicht walten lässt, kann sich Hoffnung auf den Sieg machen.
Auch auf der Strecke wird die Verfassung der Pferde etwa alle 20 bis 30 km überprüft. Nur wenn Atmung, Puls und Wasserhaushalt des Pferdes in Ordnung sind, gibt der Tierarzt das o.k. für die Weiterfahrt. So wird eine Überlastung der Pferde vermieden. Auf den langen Strecken sind die Tierärzte erfahrungsgemäß streng und nehmen die Tiere schon beim kleinsten Anzeichen der Schwäche aus der Wertung .
Für die 84 km werden die schnellsten wohl bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 18 km/h etwa 4,5 Stunden benötigen, wobei hierzu noch Zwangspausen von etwa einer Stunde hinzukommen. Die letzten Gespanne werden nach rund acht Stunden ins Ziel fahren. Aber auch der letzte wird im Ziel gefeiert, ist es doch schon eine stolze Leistung , wenn das Pferd die 84 km bewältigen konnte.
Im Ziel angekommen, steht der Sieger allerdings immer noch nicht sicher fest, denn nur wenn auch die Nachuntersuchung ohne Probleme bestanden wird, bleibt das Gespann in der Wertung.
Hierzu wird nach 20 Minuten der Puls erneut gemessen und anschließend noch einmal das gesamte Pferd untersucht und im Trab vorgestellt.
Fairness wird bei den Distanzfahrern übrigens groß geschrieben und ist ihnen genauso wichtig, wie die Meisterschaft selbst. Da kommt es auch schon mal vor, dass ein ausgeschiedener Teilnehmer kurzerhand das Rad seines Sulkys abschraubt und seinem Mitstreiter das platte Rad ersetzt, damit wenigstens dieser seine Fahrt fortsetzen kann.

Artikel vom 18.08.2005