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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Der Traum ist geplatzt


Die Idee hatte Charme, keine Frage. Einzelne Kommunen weisen nicht mehr jede für sich Gewerbegebiete aus, sondern beteiligen sich an einem gemeinsamen, großen Areal draußen an der Autobahn. Gemeinsam teilen sie sich die Erschließungskosten, gemeinsam werben sie um investitionsinteressierte Unternehmen.
So lautete der Traum von der Marburg, dem nicht nur Landrat Sven-Georg Adenauer anhing, sondern auch die damalige rot-grüne Landesregierung mit dem späteren Superminister Wolfgang Clement an der Spitze. Der Regionalrat setzte sich ebenso für die Verwirklichung der Marburg ein wie führende Persönlichkeiten aus dem Kreis Gütersloh, darunter Rudolf Miele, Klaus Brandner und Ursula Bolte.
Doch der Traum ist geplatzt. Er scheitert an der ökonomischen Gravitation, die noch jeden irgendwann auf die Erde zurückholte. Er scheitert an den Kosten für Grunderwerb, Straßen, Kanäle, Ausgleichsflächen, Regenwasserbehandlung, einen neuen Autobahn-Anschluss, einer neuen Querverbindung und den Zinsen, die dafür im Laufe der Jahre aufgebracht werden müssen. Diese Summe ist selbst unter einem wirtschaftlichen Aufschwung nicht mehr zu erwirtschaften. Denn der wird vorausgesetzt, wenn in den kommenden zehn Jahren jeweils 70 000 Quadratmeter Gewerbefläche für 55 Euro pro Quadratmeter per anno verkauft werden sollen. Gelingt das nicht, fallen die Verluste noch weitaus höher aus.
Eine Einigung zwischen den betroffenen Kommunen und dem Kreis ist schwer vorstellbar. Soll der Kreis das komplette Risiko übernehmen? Sollen die Kommunen erst einmal nur 23 Hektar erschließen, um sich in 20 Jahren einen Ertrag von 1146,03 Euro zu teilen? Den es nur geben wird, wenn wirklich alles glatt läuft? Vermutlich wird nun zunächst eine Formel gefunden, in der die feste Entschlossenheit zum Ausdruck kommt, am Vorzeigeobjekt festzuhalten. Begraben wird es dann in den Kommunen.

Artikel vom 13.08.2005