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Wo die große Liebe hinfällt...

Käfer, Bulli und Co. sorgen in Kleinenberg für glänzende Augen

Von Heinz-Peter Manuel
Altkreis Büren/Kleinenberg (WV). Die Liebe zwischen Beate Groppe und Hugo begann mit einem technischen Fauxpas: Als die 24-jährige Arzthelferin den gebrauchten VW Käfer besichtigte, wollte sie zuerst das Radio testen - und hatte prompt den Knopf in der Hand. »In diesem Moment war für mich klar, dass das mein Auto würde«, erzählt die junge Frau aus Wewer beim 16. Käfertreffen der Käferfreunde Paderborn.

Mit dem »Herbie-Bazillus« infiziert war Beate Groppe allerdings schon länger. Denn ein Nachbar fuhr ein solches Auto, beklebt mit Marienkäfern. »Der hatte ein eigenes Gesicht, das hat mir gut gefallen«, sagt sie. Und so besuchte sie schon mit 15 ihr erstes Käfertreffen, trat mit 16 in den Club ein. Zum 18. Geburtstag stand dann die silberne »Kugel« mit ihren 34 PS und versehen mit einer großen roten Schleife auf dem Hof. »Wir werden uns nie wieder trennen«, sagt die Fahrerin, die den Wagen aufwändig restaurieren lassen hat.
Ein guter Bekannter hat den Wagen komplett zerlegt und als Ersatzteile nahezu ausschließlich gebrauchte Originalteile für das recht seltene Modell, das anderthalb Monate älter ist als seine Besitzerin, verwendet. Lediglich im Innenraum, beim Himmel und bei den Teppichen, mussten Kompromisse herhalten: »Von dem Wagen sind nur 3500 Stück gebaut worden, es gab die Teile einfach nicht.« Man habe allerdings alles möglichst nahe am Original eingebaut. Inzwischen hat der Wagen 140 000 Kilometer hinter sich. Vor zwei Wochen noch war er in Berlin dabei, als zum Start des neuen »Herbie-Films« 1653 Käfer eine stolze Parade bildeten.
Solche und ähnliche Geschichten können viele der rund 50 Teilnehmer und Tagesgäste des Treffens in Kleinenberg erzählen. »Hier geht es sehr familiär zu«, sagt Club-Vorsitzender Jens ten Doornkaat (30). Viele haben schon oft teilgenommen, manche kommen von weither, um alte Bekannte zu treffen. Nummernschilder aus Hamburg, aus dem Emsland oder aus dem Ruhrgebiet sind nichts Ungewöhnliches mehr. Die ersten Teilnehmer seien am Freitag Vormittag angereist.
Der Vorsitzende selbst fährt einen Wagen, über den bei den Treffen gern gefrotzelt wird. Zwar ist sein Buggy (Baujahr 1983) auf Käferbasis gebaut und enthält fast ausschließlich Käfertechnik, doch lästern einige Freunde, es handele sich bei dem Auto mit der knallroten Kunststoff-Karosserie nicht um einen »echten« Käfer.
Es sind eben nicht nur die »Herbies«, die das Bild bestimmen und bei so manchem Besucher Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wieder wachwerden ließen. Der »Kübel« gehört bei den Treffen ebenso zum Bild, wie der VW 1600 in all seinen Variationen oder der Karmann Ghia und ganz unterschiedliche Ausführungen und Modelle des VW Bulli.
Auch bei den Käfern ist eine große Bandbreite zu sehen: Der 67er mit seinen Schlafaugen und den Bogen auf der Stoßstange gehört ebenso dazu wie der 1303 mit der gebogenen Windschutzscheibe. Mitunter taucht sogar mal ein Brezelfenster oder ein Bulli mit Klapptüren auf.
»Leider werden unsere Fahrzeuge immer seltener«, bedauert ten Doornkaat. Denn in Mexiko ist am 30. Juli 2003 der letzte Herbie vom Band gelaufen. Was vor Jahrzehnten das Straßenbild bestimmte, wird deshalb immer mehr zu einer viel beachteten Rarität.
Deshalb drehten sich bei der Jux-Rallye am Samstag und bei der gemeinsamen Ausfahrt gestern durch die Dörfer des Altkreises auch wieder viele Menschen nach den »alten Schätzchen« um.
Mit der Resonanz zeigten sich die Verantwortlichen angesichts des unbeständigen Wetters und der recht kurzfristigen Absage des eigentlich geplanten Treffens in Henglarn sehr zufrieden.

Artikel vom 15.08.2005