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Slapstick amüsiert Graskamp

0:2 - Zu lange Clarholzer »Angsthasenfußball« gegen »duselige« Lotter

Von Dirk Heidemann
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Clarholz (WB). Einer 45-minütigen Lehrstunde folgten 45 Minuten auf Augenhöhe. Dass der »Underdog« Victoria Clarholz dem haushohen Favoriten Sportfreunde Lotte bei der 0:2 (0:1)-Niederlage in der ersten Runde des Westfalenpokals nicht noch arger zusetzte, lag nur am fehlenden Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Als »Angsthasenfußball« bezeichnete Markus Graskamp den Auftritt seiner Victoria über weite Strecken der ersten Halbzeit. Erst als Schiedsrichter Daniel Weigang aus Bielefeld bereits auf seine Uhr blickte, zeigte sich der heimische TSV erstmals so richtig gewillt, dem Oberligisten Paroli bieten zu wollen. Zunächst versagten Rainer Dickbertel in der 45. Minute alleine vor Lottes Keeper Markus Volks die Nerven, dann visierte Dickbertel nach einem Eckball von Tobias Schäfer per Kopf nur den Pfosten an - obwohl sich der Mann mit der Rückennummer 7 die Ecke aussuchen konnte.
»Wenn Lotte zu duselig ist, die Tore zu machen, dann hätten wir sie eben erzielen müssen«, konnte sich Graskamp einen Seitenhieb auf die beinahe schon slapstik-reife Abschluss-Schwäche der Sportfreunde nicht verkneifen. Sinan Celik (5./37.), Burak Yarar (6.), Gunvald Herdin (20.), Sven Hozjak (28.) und Sergej Leonhard (35.) versemmelten für die auf acht Positionen gegenüber dem 0:0 beim FC Gütersloh 2000 veränderten Lotter beste Einschussgelegenheiten. Den Höhepunkt setzte Celik, der in der 15. Minute einen Schuss von Andre Otto aus einem Meter Entfernung nicht im Clarholzer Tor unterbrachte, sondern als TSV-»Retter« noch über die Querlatte bugsierte.
So benötigte der haushohe Favorit schon ein Strafstoß-Geschenk von Schiri Weigang, um mit 1:0 in Führung zu gehen. Dabei hätte sich am nur spärlich besuchten Holzhof niemand beschwert, wenn der Unparteiische die erste Attacke von Michael Topp an Daniel Rehers geahndet hätte. Das anschließende, vermeintliche elfmeterreife Foul von Tobias Schäfer an Rehers war hingegen keins. Burak Yarar störte dies wenig, der Lotter traf in der 39. Minute sicher zum 0:1.
Zu diesem Zeitpunkt hätte es indes auch schon 1:0 stehen können, wenn Martin Wellmeyer in der 34. Minute beim allerersten Angriff der zumeist in der eigenen Hälfte eingeschnürten Victoria in aussichtsreicher Position nicht über den Ball geschlagen hätte.
Nach der Pause legten die Clarholzer jeglichen Respekt ab und kamen zu einigen viel versprechenden Angriffen, die jedoch nicht in der erhofften großen Torchance mündeten. Erst als der eingewechselte Jörg Pahlig mit seinem ersten Ballkontakt uneigennützig das 0:2 durch Andre Otto vorbereitet hatte und Lotte sich zu sicher fühlte, kam die Victoria zu zwei Gelegenheiten. Doch sowohl Eugen Dreichel (83.) als auch Schäfer (85.) vergaben.
Victoria Clarholz: Predeick - Topp (84. Gülünay), Misselhorn, Schäfer - Kaiser, Junker, Strickmann, Feldmann (46. Schlösser), Dickbertel - A. Dreichel (67. E. Dreichel), Wellmeyer.

Artikel vom 11.08.2005