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Aufwind statt Bruchlandung

Jens Gronemeyer plant nach Dädalus-Weggang neue Springerschule

Von Wolfgang Braun
und Harald Iding (Fotos)
Höxter (WB). »Es gibt ein Leben nach Dädalus«, kommentierte der Flugplatzbetreiber Jens Gronemeyer den Weggang des Fallschirmspringerclubs. Dädalus, der auch eine gut frequentierte Fallschirmspringerschule auf dem Verkehrslandeplatz Räuschenberg betreibt, hatte für Einnahmen von etwa 30 000 Euro jährlich gesorgt.

Die Fallschirmspringer hatten die angebotene Vertragsverlängerung nach ganz erheblichen Differenzen mit dem Flugplatzbetreiber, die auch vor Gericht ausgetragen wurden, abgelehnt (das WESTFALEN-BLATT berichtete am 12. Juli). »Es wird auch in Zukunft Fallschirmsport und -schulungen in Höxter geben«, bekräftigt Jens Gronemeyer - Inhaber einer bundesweit expandierenden Firma für Netzwerktechnik und Zeitwirtschaftssysteme - in einem Exklusiv-Interview mit dieser Zeitung.
Und: »Es gab schon einige hoch interessante Gespräche mit potentiellen Nachfolgern. Die Sprungpreise einer solchen ÝKonstruktionÜ dürften deutlich geringer sein als bisher«, kündigt er auf der neuen Webseite »www.fallschirmsport-hoexter.de« an.
Er selbst ist ein begeisterter und mit 900 Absprüngen auch erfahrener Springer. Mit der Gründung eines neuen Vereins sei demnächst zu rechnen. Strikt sollen dabei Verein und Springerschule getrennt werden.
Gronemeyer ist sich sicher, dass Springerschulungen in der Saison 2006 zumindest an den Wochenenden angeboten werden können. Zudem hofft er, den Verein so attraktiv zu gestalten, dass Höxteraner Fallschirmspringer wieder Deutsche Meisterschaften erringen können.
Räumlich ausgebaut wird auch die Ultraleichtflugschule auf dem Gelände des Flugplatzes Räuschenberg.
Derzeit erwirtschaften Dädalus etwa 30 000 Euro an Startgelder. Diese Summe wird Gronemeyer im kommenden Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen. Aber: »Ich bin Geschäftsmann. Wir werden das ausgleichen können.« So beispielsweise mit der Veranstaltung eines Flugtags. Er kalkuliert aber Mindereinnahmen in einer gewissen Höhe durchaus ein.
Er hatte den Flugplatz, der bis dahin von den Städten Höxter und Holzminden und dem Kreis Höxter mit großen Verlusten betrieben worden war, 1999 in privater Trägerschaft übernommen: »Damals war es mir darum gegangen, den Verkehrslandeplatz zu erhalten, ohne dass die Kommunen laufende Zuschüsse zahlen müssen. Auch wollte ich den Dauerstreit zwischen Flugplatzbetreiber und den Fallschirmspringern beenden.« Letzteres gelang ihm nicht.
Als Unternehmer ist er aber selbst auf den Verkehrslandeplatz angewiesen. Heute ist er - er hatte in den USA die Berufspilotenlizenz erworben - nach Sylt zu Kunden unterwegs. »Wöchentlich pendelt unsere sechssitzige Maschine zwischen Höxter und München«, berichtet der Kaufmann, der als 18-jähriger Gymnasiast seine Firma gegründet hatte.
Um den Geschäftsverkehr, ein wesentliches Standbein des Flugplatzes, zu stärken, werden jetzt Sicherungsanlagen so ausgebaut, dass Starts und Landungen zwischen 9 und 20 Uhr auch in dunklen Monaten möglich sind. Weil der Bedarf im Geschäftsflugbereich steigt, will Gronemeyer im kommenden Jahr eine Fluggesellschaft gründen, die mit Lufttaxis den Individualverkehr bedienen kann.

Artikel vom 12.08.2005