11.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bündnis für Arbeit geschmiedet

Bei Kobusch-Sengewald wird jetzt 24 Stunden an sieben Tagen gedruckt

Von Ulrich Schlottmann
(Text und Fotos)
Warburg (WB). »Das ist unser ganz individuelles Bündnis für Arbeit.« Mit diesen Worten kommentiert Erwin Vahle, Geschäftsführer der Warburger Firma Kobusch-Sengewald, eine Vereinbarung, die den Einsatz rationeller Technik mit der Sicherung von Arbeitsplätzen verbindet: 3,5 Millionen Euro hat der Verpackungsfolienhersteller in eine neue Druckanlage investiert, gleichzeitig aber auf der Grundlage einer betrieblichen Vereinbarung auf den Abbau von Stellen verzichtet. Im Gesamtinteresse des Unternehmens hätten alle Beteiligten an einem Strang gezogen, so Vahle.
Personalleiter Friedrich Thielmann (r.) und Betriebsratsvorsitzender Hans-Joachim Pyka (M.) haben die Betriebsvereinbarung ausgehandelt. Technischer Leiter Raul Schweinitz kann jetzt Non-Stop drucken lassen.
Hintergrund der Investition ist, dass sich die deutschen Hersteller von Verpackungsfolien erheblichem Konkurrenzdruck aus Billig-Lohnländern ausgesetzt sehen. »Die arbeiten dort mit hochwertigen deutschen Druckmaschinen, aber eben mit viel niedrigeren Löhnen als bei uns. Darauf mussten wir reagieren«, erläuterte Vahle im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.
Die neue Druckmaschine hat eine größere Kapazität, als die drei Vorgängermaschinen, die sie ersetzt, zusammen gehabt haben. Der Kostenvorteil kommt nach den Worten des Geschäftsführers aber vor allem dadurch zustande, dass die Anlage Non-Stop an sieben Tagen in der Woche läuft. »Diese Neuinvestition verbessert unsere Wettbewerbsposition erheblich. Damit sind wir gut gerüstet«, ist Vahle überzeugt. In der heutigen Konkurrenzsituation seien die jetzt geschaffenen Produktionsvoraussetzungen ein Muss, um im Markt dauerhaft bestehen zu können.
Möglich wurde die durchgehende Produktion erst durch das Aushandeln einer Vereinbarung zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat. »Es ging darum, die Leistungsfähigkeit der Anlage voll auszuschöpfen und gleichzeitig die bestehenden Arbeitsplätze in Warburg trotz des Wegfalls der veralteten drei Druckmaschinen zu erhalten«, verdeutlicht Personalleiter Friedrich Thielmann, um was es in den »durchaus schwierigen Verhandlungen« ging.
Geschäftsleitung und Betriebsrat einigten sich schließlich auf die Einführung eines geänderten Schichtsystems in der Druckerei. Wurde früher schon an sechs Tagen in der Woche rund um die Uhr gearbeitet, so sind es jetzt 24 Stunden an sieben Tagen. Der Sonntag wurde also mit einbezogen. Die 54 Druckerei-Beschäftigten, die jetzt in vier statt früher fünf Teams arbeiten, haben im Gegenzug eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende Dezember 2007 erhalten.
Betriebsratsvorsitzender Hans-Joachim Pyka machte deutlich, dass das neue Schichtsystem in der Mitarbeiterschaft nicht unumstritten ist. Oberste Zielsetzung sei aber der Erhalt der Arbeitsplätze gewesen. »Normalerweise besteht bei notwendigen Modernisierungen immer die Gefahr von Arbeitsplatzverlusten. Mit der Einführung des geänderten Schichtsystems konnten wir aber Entlassungen vermeiden und alle Arbeitsplätze erhalten«, war der Betriebsratsvorsitzende letztlich zufrieden. Nach den Worten von Personalleiter Friedrich Thielmann sind mit diesem neuen Schichtsystem, das flexible wöchentliche Arbeitszeiten zwischen 32 und 36 Stunden vorsieht, keine Netto-Einkommensverluste verbunden.
Die jetzt angeschaffte Anlage gehört zu der neuesten Generation von Zehn-Farben-Flexodruckmaschinen. Mit ihr lassen sich die Rüstzeiten um zwei Drittel je Farbwerk reduzieren. Gleichzeitig ermöglicht der Zehn-Farben-Druck paralleles Arbeiten: Farbwerke, die während der Produktion ruhen, können bereits für den nächsten Auftrag vorbereitet werden. »Auf diese Weise lassen sich unproduktive Arbeitsvorgänge auf ein Minimum reduzieren, die eingesparte Zeit kann für die effektive Produktion genutzt werden«, zeigt Technischer Leiter Raul Schweinitz einen entscheidenden Vorteil auf. Nach seinen Worten zahlt sich die Investition auch im Hinblick auf die Qualität aus. Durch die neue Technologie werde der Druck noch einmal verbessert.
Kobusch-Sengewald beschäftigt in Warburg 320 und in Halle 200 Mitarbeiter. In diesem Jahr werden 13 Auszubildende eingestellt, mehr als in den Jahren zuvor.
(Wirtschaft)

Artikel vom 11.08.2005