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Freuen sich auf ihren Besuch aus Fernost: Joachim Ullrich (67) mit Ehefrau Sue (57)

Betten fertig für die Gäste aus Manila

Joachim und Sue Ullrich erwarten zum Weltjugendtag drei Frauen von den Philippinen

Von Markus Poch
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). Junge Gläubige aller Herren Länder strömen in diesen Tagen nach Deutschland zum 20. Weltjugendtag. Mit bis zu 800.000 Gästen rechnet die Katholische Kirche vom 16. bis 21. August in Köln. Die meisten kommen privat bei Familien unter, die selbst- und kostenlos Wohnraum zur Verfügung stellen - wie das Ehepaar Joachim und Sue Ullrich aus Brackwede.

130 internationale Besucher sollen allein in Bielefeld einquartiert werden. Die Ullrichs rechnen mit drei jungen Frauen von den Philippinen, denen sie für vier Nächte ein gemütliches Zuhause schaffen wollen. Die Betten sind bereits gemacht, es kann also losgehen. »Leider läuft derzeit alles noch chaotisch«, sagt Joachim Ullrich (67). »Unsere Versuche, vor Ort per Fax, Email oder Telefon zu klären, wer genau wann wo wie ankommt, haben nichts ergeben. Wir hoffen, dass es trotzdem nach Plan läuft.«
Geplant ist, dass ihre Gäste im Laufe des morgigen Donnerstag, 11. August, eintreffen und im Pfarrheim Herz-Jesu zusammen mit zwei Brasilianerinnen offiziell empfangen werden. Das Programm der folgenden Tage sieht eine heilige Messe vor, einen Besuch im Bezirksamt, eine »Dr. Oetker«-Führung, eine Stadttour durch Bielefeld, einen Tagesausflug zum Paderborner Dom und das Weltjugendtagsfest, das die Gemeinden Herz-Jesu und St. Michael (Ummeln) am Sonntag, 14. August, gemeinsam feiern. Am Montag fahren Gäste und Bielefelder Kolpingjugend nach Köln.
Kleine Zeitfenster will das Brackweder Ehepaar seinen Schützlingen so angenehm wie möglich gestalten. »Sie haben das Glück, bei uns schön scharfes asiatisches Essen zu bekommen«, sagt Ullrich mit Augenzwinkern in Richtung seiner Frau Sue. Die ist nämlich chinesisch-stämmige Malaysierin und leidenschaftliche Köchin: »Auf Wunsch gibt es auch Sauerbraten mit Knödeln oder andere deutsche Gerichte, die ich von meiner Schwiegermutter gelernt habe«, ergänzt die 57-Jährige.
Die Eheleute haben schon immer gerne und häufig sehr internationalen Besuch gehabt. Das brachte sein Beruf so mit sich. Von Hause aus Schreinermeister und Innenarchitekt, war er seit 1966 gut 30 Jahre lang als Entwicklungshelfer in Pakistan, Tansania, Swasiland und Kenia unterwegs. Noch heute, acht Jahre nach der Pensionierung, kommen oft alte Berufskollegen vorbei, wenn sie mal in der Nähe sind. Gerade hat sich ein Bekannter von den Seychellen angesagt. Ansonsten hilft Joachim Ullrich dem Deutschen Kolpingwerk beim Sammeln ausrangierter Maschinen für die dritte Welt.
Sue Ullrich, geborene Yap, die ihre große Liebe 1970 zu Hause in Penang/Malaysia kennengelernt hatte und ihr nach der Hochzeit um die halbe Welt gefolgt war, fühlt sich in Deutschland schon lange sehr wohl: »Nirgendwo anders kann ich mich als Frau so frei bewegen«, sagt sie. »Pakistan ist eine reine Männerwelt, und Afrika immer unsicher.« Ihre beiden Kinder Sylvia (30) und Paul (26) haben alle fremdländischen Einflüsse gut überstanden.
Es ist logisch, dass die Ullrichs viele Sprachen beherrschen. Er spricht Englisch, Polnisch, Urdu (Pakistan) und Kisuaheli. Sie kann sich unterhalten in Deutsch, Englisch, Malaysisch, Taiwanesisch, Kantonesisch, Chinesisch und Kisuaheli. »Auch deshalb«, erklärt Ullrich, »haben wir uns bei der Zentrale des Weltjugendtages für die Besucher angeboten, bei denen es Sprachprobleme geben könnte.«

Artikel vom 10.08.2005