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Mit der Fernsteuerung bringt der Gohfelder seine Helikopter sicher in die Lüfte.

Wenn Teppichklopfer fliegen. . .

Leidenschaftlicher Modellbauer: Der Gohfelder Rolf Hötte (52) bastelt Helikopter

Von Kathrin Weege (Test und Fotos)
Löhne-Gohfeld (LZ). Schon seit zehn Monaten tüftelt, bastelt und arbeitet der Gohfelder Rolf Hötte an seinem »Teppichklopfer«. Doch handelt es sich dabei nicht etwa um ein Gerät zum Flur-Läufer reinigen, sondern um einen großen Hubschrauber - den Bell UH-1D, den die Bundeswehr einsetzt. »Seine langen Rotor-Blätter schlagen laut, darum nennt man ihn ÝTeppichklopferÜ«, erklärt der 52-Jährige, der in seiner Freizeit große und fliegbare Helikopter-Modelle baut.
So sieht ein noch nicht fertiges Modell der Bell UH-1D aus. Einige Arbeitsstunden sind noch erforderlich.
»Besonders faszinieren mich die großen Hubschraubermodelle - die so genannten Helifanten - mit einem Rotordurchmesser ab 1,80 Meter«, erzählt Hötte und richtet dabei die leuchtend orange-farbene Tür seines neuesten Modells. Den Korpus seines Modell-Hubschraubers hat er gekauft und zusammengeklebt, doch beim Innenleben setzt er ausschließlich auf Handgemachtes.
»Meine Helikopter haben alle einen Elektroantrieb. Den baue ich selber. Die meisten Modelle, die man kaufen kann, haben einen Verbrennungsmotor«, sagt Hötte. Warum er auf Elektromotoren setzte, erklärt der Gohfelder - schmunzelnd - so: »Man muss sich anpassen: Ich bin Diplom-Ingenieur im Maschinenbau.« Der Teppichklopfer wiegt, wenn er komplett fertiggestellt ist, etwa 5,5 Kilogramm und wird von 30 Akkus mit Strom versorgt. »Der Motor hat 2,4 Kilowatt Leistung - das ist mehr als bei einem RasenmäherÜ, erklärt der Experte für Hubschrauber-Modelle.
Neben der Elektronik legt der Gohfelder großen Wert auf Detailgenauigkeit: »Bei meinen Modellen handelt es sich um so genannte Scales - möglichst genaue Nachbauten des Originals.« Bei seiner Bell UH-1D muss die Farbe hundertprozentig stimmen. Sogar die vielen tausend Nieten, mit denen beim original Hubschrauber die Bleche verbunden sind, will der Maschinenbauer bei seinem Modell genau nachempfinden. Ein Soundmodul soll später die original Rotor-Schlag-Geräusche wiedergeben.
»Das Fliegen eines Helikopter-Modells ist schwieriger als das von Flugzeugmodellen, da man viele Funktionen gleichzeitig steuern muss«, sagt Rolf Hötte. Zu Übungszwecken trainiert der 52-Jährige am Flugsimulator: »Es wäre zu schade, wenn dem Modell etwas passiert: die Hubschrauber sind 1 500 bis 2 000 Euro wert und die vielen Arbeitsstunden...« Ein Hubschrauber habe bei einem Sturz auch immer gleich einen Totalschaden. »Dazwischen gibt es nichts«, weiß Hötte, dem schon einmal mit einem lauten Krachen ein Modell abgestürzt ist.
Seit sechs Jahren bastelt Rolf Hötte sehr aktiv. »Vor 30 Jahren gab es in Löhne einen Modellbauverein, in dem ich war. Der hat sich aber nach kurzer Zeit aufgelöst, weil kein Fluggelände gefunden werden konnte. Ich bin dann kurzfristig auf Hubschrauber umgestiegen, die kann ich zu Hause im Garten oder auf weiter Flur einfach so starten«, sagt Rolf Hötte. Und lässt dabei seinen gelben Hubschrauber vorsichtig - und trotz Wind - im heimischen Garten emporsteigen.

Artikel vom 10.08.2005