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Bei Bürgerspielen wird
Geschichte lebendig

Klassiker »Die Wasserwippe« bei jedem Fest

Warburg (WB). Aller Anfang ist schwer! Das musste auch der damalige Geschäftsführer des Verkehrsvereins und Ortsheimatpfleger Dr. Albert Kröger erfahren, als er 1977 die ersten Historienspiele des Kälkenfestes inszenierte. Das war der Beginn der Bürgerspiele.
Nach Krögers Idee sollten Ereignisse aus der Geschichte Warburgs aufgeführt werden. Zum Heimatfest des EGV wurden 1933 die Bierprobe und die Wasserwippe aufgeführt; zur 950 Jahrfeier, 1936, folgte der »Ewige Schwur«, die Vereinigung von Alt- und Neustadt. Von diesen drei Stücken hatte Dr. Kröger die 1933 von Karl Rose verfasste Bierprobe bereits 1974 überarbeitet und mehrmals aufgeführt.
Verständlich, dass sie ihren Platz beim ersten Kälkenfest bekam. Ein Text der Wasserwippe war nicht auffindbar. Dr. Kröger musste ihn daher neu schreiben. Für den historischen Hintergrund sorgte ein Aufsatz von Dr. Mürmann über die mittelalterliche Gerichtsbarkeit in Warburg. Dieser Aufsatz inspirierte Dr. Kröger auch zu dem von ihm 1977 verfassten Stück »Der gestohlene Kesselhaken«, das 1980 aufgeführt wurde. Der technische Teil der Wippe war dagegen anhand von erhaltenen Fotos leicht zu rekonstruieren. Allerdings musste die Diemel durch einen großen Bottich ersetzt werden.
Der Text des »Ewigen Schwurs« von Ludwig Wegmann aus Münster war zwar noch vollständig erhalten, aber wegen seiner Länge und Massenszenen für das Kälkenfest nicht geeignet.
Hier machte sich Peter Kohlschein ans Werk und schrieb das neue Stück »Der große Brief, die Vereinigung beider Städte 1436«, das im Jahr 1979 aufgeführt wurde.
Die Beschaffung der notwendigen Kostüme war stets eine große Kostenfrage. Zu Anfang wurden sie geliehen, dann nach und nach gekauft. Der Kostümfundus des Vereins ist jetzt gut gefüllt, wird aber ständig erweitert. Die früheren Bühnenkulissen sind abgeschafft. Die einzige Hintergrundkulisse bildet das altehrwürdige Altstädter Rathaus.
Ein Bühnenstück, ein Bürgerspiel lebt von seinen Darstellern. Die Suche nach geeigneten und vor allem gewillten Schauspielern bereitete Dr. Kröger erhebliches Kopfzerbrechen. Aus der misslichen Lage half ihm der Warburger Männerchor, der schon in den Jahren 1974/75 die Bierprobe mit gestaltet hatte. Aber auch andere Warburger Bürger machten vereinzelt mit.
Immer wieder werden die Stücke überarbeitet. »Die Wasserwippe« wurde beispielsweise erst zum Dauerbrenner, als der Bierpanscher durch einen Ziegendieb ersetzt wurde, die Ziege als Beweismittel leibhaftig auf der Bühne erschien und die Gerichtsszene zur heftigen Auseinandersetzung der Beteiligten führte.
Zu den Stücken der »ersten Stunde« schrieb Peter Kohlschein noch folgende Stücke: »Warburger Mist«, »Graf Dodiko, oder wie Warburg unter den Krummstab kam«, »Warburg und die Hanse« sowie mehrere Begrüßungsspiele.
Von Reinhold Albaum, den Dr. Kröger Anfang der achtziger Jahre für seine Arbeit gewann und ihm die Regie der Stücke übertrug, sind folgende Stücke verfasst: »Mönch Heimerad«, »Der Warburger Kirchenstreit«, »Warburg und die Holsterburg«, »Der Sackturm, Fehde gegen die Sachsen im Solling«, »Warburg in der Hanse«, »Der Warburger Kirchenraub«, »Ein Warburger Hexenprozess«, »Der Wormeler Klosterkrieg« und »Gründung des Warburger Schützenvereins«.

Artikel vom 12.08.2005