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Der »Pellets-Papst« wohnt in Eggeberg

Jobst Kisker schon erfolgreicher Jung-Unternehmer - Einstieg beim Branchen-Riesen

Von Klaus-Peter Schillig
Halle-Eggeberg (WB). Er zählt erst 28 Jahre, gilt aber bereits als »Papst« für Holzpellets. Jobst Kisker aus dem Haller Ortsteil Eggeberg ist schon als Student Teilhaber eines Unternehmens geworden, dass sich zum erfolgreichsten Lieferanten des innovativen Brennstoffs in Norddeutschland entwickelt hat. Mit ihm beschäftigt sich die dritte Folge der WB-Serie »Heizen mit Holz«.

Erneuerbare Energien haben den jungen Mann, der in Paderborn Betriebswirtschaft und Maschinenbau studiert, schon immer fasziniert. Weil er von einem Bauernhof stammt, hatte er sich anfangs vor allem mit Raps als nachwachsendem Rohstoff beschäftigt, wollte groß einsteigen in die Produktion von Rapsöl. Als Partner hatte er Dieter Schwarze gewonnen, Inhaber des Landhandels Apenbrink in Jöllenbeck, der auch den elterlichen Hof mit Futtermitteln beliefert.
Eine eigene Presse für Rapsöl allerdings erwies sich »als eine Nummer zu groß«, wie Jobst Kisker eingesteht, dafür habe der damalige Informant Markus Mann sie auf die Möglichkeit gebracht, Holzpellets zu vertreiben. Mann ist nämlich auch Chef des bislang größten deutschen Holzpellets-Werks im Westerwald. 40 000 Tonnen der aus Sägespänen und -mehl gepressten »Holzwürmer« werden hier pro Jahr hergestellt.
Die Entscheidung fiel relativ schnell, denn Jobst Kisker hatte schnell herausgefunden, dass zum einen Holzpellets-Heizungen immer beliebter und zahlreicher werden, zum anderen die Versorgung mit dem Brennstoff vor allem im norddeutschen Raum noch in den Kinderschuhen steckte. Das Duo Schwarze-Kisker bestellte unter dem Namen des Landhandels Apenbrink einen hochmodernen Silo-Lkw, der nicht nur 15 Tonnen Pellets zuladen kann, sondern auch über eine Wiegeeinrichtung verfügt (siehe Extra-Kasten).
200 Tonnen monatlich im Sommer, 300 Tonnen im Winter - fast täglich ist der große Silowagen in Norddeutschland bis hinauf nach Hamburg unterwegs, einige Kunden, die Einzelöfen mit Pellets betreiben, werden außerdem per Klein-Lkw mit Sackware beliefert. Für Jobst Kisker ein Markt mit Zukunft, in dem er sich bestens auskennt. Ob Brennwert oder Emissionswerte, Kesseltechnik oder Lieferwege - er weiß alles rund um den Holzbrennstoff. Und das hat ihm auch schon eine Festanstellung gleich nach dem Studium gesichert. Er fängt in einigen Wochen bei »Vis Nova« in Bremen an. Das Tochterunternehmen des zweitgrößten deutschen Heizölimporteurs hat sich ganz auf erneuerbare Energien spezialisiert, errichtet an der Oder gerade ein neues Werk für eine Jahresproduktion von 150 000 Tonnen Holzpellets. Zum Vergleich: In Esslohe im Sauerland ist gerade ein kleines Werk mit 15 000 Tonnen Kapazität in Betrieb gegangen.
Kisker ist sich sicher, dass damit die Versorgungssicherheit gewährleistet ist und dass über den Wettbewerb auch die Preise für Holzpellets langfristig stabil bleiben. Angesichts steigender Ölpreise dürften dann die Holzpellets im Preisvergleich sogar noch zusätzlich Vorteile gewinnen. »Dann wäre die staatliche Förderung bei der Umstellung auf eine Pellets-Heizung gar nicht mehr so ausschlaggebend«, sieht Kisker auch ein Ende der Zuschüsse kommen.

Artikel vom 10.08.2005