09.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Den Einbrechern auf der Spur

Täter im Gewerbegebiet aktiv: Ermittler sucht nach Beweismaterial

Von Ingo Schmitz
Höxter (WB). Für Dietmar Mathias, Spurensicherer bei der Polizei in Höxter, gab es gestern alle Hände voll zu tun. Gleich fünf Einbrüche wurden am Wochenende im Gewerbegebiet »Zur Lüre« in Höxter verübt. Das WESTFALEN-BLATT schaute dem Experten für die sechste Folge der Serie »Blaulicht« bei der Arbeit über die Schulter.

Mit einem großen Koffer in der Hand betritt der Kriminalhauptkommissar am frühen Montagmorgen den Tatort. Es handelt sich um das Gebäude der Firma Ostermann in der Straße »Zur Lüre«. Dort wartet schon der Firmenchef auf den Beamten. Schnell stellt sich heraus, dass Rudolf Ostermann eine aufregende Nacht hinter sich hat, denn: Um 2.55 Uhr wurde er aus dem Schlaf gerissen.
»Ich hörte Geräusche. Zunächst habe ich an einen Waschbären gedacht, doch dann bin ich aufgestanden und habe nachgesehen«, berichtet der Firmeninhaber dem Beamten. Als das Opfer die Einbruchsspuren entdeckte, alarmierte es die Polizei. »Großes Lob an die Kollegen, die waren schnell vor Ort«, meint Ostermann. Aber: Obwohl sogar ein Polizeihund den Tatort absuchte, konnte der Täter nicht erwischt werden. Zwei Geldkassetten mit 200 Euro Bargeld wurden gestohlen.
Für den Spurensicherer reicht diese knappe Schilderung. Jetzt startet die Suche nach der Nadel im Heuhaufen: Wo hat der Täter eine brauchbare Spur hinterlassen? Mathias verlässt das Gebäude. Er nimmt nun von Außen das Bürofenster unter die Lupe, das der Täter mit Gewalt geöffnet hat. »Ich gehe wie der Einbrecher vor. Zum einen hilft es den Tathergang zu rekonstruieren, zum anderen kann man so nichts vergessen«, erläutert der Beverunger.
Mit einem Millimetermaß klebt der 38-jährige Beamte den beschädigten Fensterrahmen ab und fotografiert ihn. So dokumentiert er die Beschädigungen. Anschließend rührt er eine Paste an, die er über die Beschädigungen schmiert. »So erhalte ich einen Abdruck vom Tatwerkzeug«, erläutert der Experte, der sofort feststellt, dass ein breiter Schraubendreher benutzt wurde, um durch das Glas zu stechen. Durch ein kleines Loch in der Scheibe wurde offenbar der Hebel herumgedrückt -Êdas Fenster sprang auf. Scheibe und Rahmen pinselt der Polizist mit Rußpulver ein -Êso werden unsichtbare Spuren (Fingerabdrücke) sichtbar. Doch eindeutiges Material findet Mathias nicht -Êalles ist verwischt.
Im Büro selbst ist ein Schuhabdruck zu sehen. »Teppich ist kein guter Spurenträger«, erklärt der Ermittler. Ihm bleibt nur die Möglichkeit, den Abdruck abzufotografieren. Am Fensterhebel entdeckt er doch noch Fingerabdrücke, die er mit einer Klebefolie sichert. Da die Spuren aber auch vom Firmenchef stammen könnten, muss dieser seine Finger mit schwarzer Farbe versehen und sie auf eine weiße Karte drücken. Später werden alle gesicherten Spuren an die Kriminaltechnische Untersuchungsstelle in Bielefeld geschickt, wo sie weiter ausgewertet und auf einem Datenbanksystem verfügbar gemacht werden.
Bei den vier weiteren Einbrüchen in der Eugen-Diesel-Straße und der Gutenbergstraße ging der Täter in gleicher Form vor. Für den Spurensicherer steht anhand der Arbeitsweise und der an verschiedenen Tatorten gefundenen Schuhabdrücke fest: Es war immer der gleiche Täter. Den vorläufigen Gesamtschaden bezifferte die Polizei gestern auf 3000 Euro.
Nun sind die Bürger gefragt: Wer hat zwischen Samstag und Montagmorgen etwas verdächtiges beobachtet oder kann Hinweise auf den Verbleib der gestohlenen Geldkassetten geben? Hinweise an die Polizei unter % 0 52 71/96 20.

Artikel vom 09.08.2005