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Eine starke Frau mit
Herz für die Jugend

Carola Frauli vollendete ihr 85. Lebensjahr

Bünde/Herford (bex). Wohl niemand hatte so großen Einfluss auf die Jugendkultur in den aufmüpfigen 60-er Jahren. Carola Frauli, einst Chefin des legendären »Jaguar-Clubs« in der »Scala« an der Mindener Straße, vollendete am Samstag ihr 85. Lebensjahr.

Carola Carolina Magdalena Ronning, so ihr Geburtsname, ist gleichzeitig der Beweis dafür, dass der Rock'n'Roll jung hält. Ihr Interesse für das Lebensgefühl junger Menschen hat dazu beigetragen, dass sie nicht nur Jahre, ja sogar Jahrzehnte jünger wirkt, als ihr Pass es ausweist.
1927 war die gebürtige Bielefelderin mit ihrer Familie nach Herford gezogen. Hier sollte sie später das Kaffeegeschäft ihrer Eltern übernehmen. Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges machte den Plan zunichte. Während des Krieges war Carola Ronning an verschiedenen Orten kriegsdienstverpflichtet. Ihr erster Mann, Kurt Leesemann, fiel 1943. Nach dem Krieg heiratete sie Roger Frauli, einen Berliner Kameraden ihres ersten Mannes. Dieser musste aus beruflichen Gründen in Berlin bleiben, Carola Frauli zog die beiden Söhne Axel und Harald alleine auf. Durch den »eisernen Vorhang« wurden die Besuche immer seltener - 1951 wurde die Ehe geschieden. Damit nicht genug: In den folgenden Jahren starben Vater und Mutter: zu viel für die allein stehende Frau. Frauli erkrankte lebensbedrohlich an akutem Gelenkrheuma und einer Herzinnenhautentzündung. »In dieser Zeit gaben mir meine Söhne die Kraft, durchzuhalten«, sagt sie im Rückblick.
Sie waren es auch, die Carola Frauli auf den Beat-Geschmack brachten: Die Mama kutschierte sie und ihre Mitstreiter der bekannten Band »Jaguars«, die alle noch keinen Führerschein hatten, von Auftritt zu Auftritt. Die Formation war auch Namensgeber des legendären Musik-Clubs, erst im Schützenhof, dann im alten »Scala«-Kino: Jimi Hendrix, The Who, Eric Clapton, sie und viele Größen mehr standen hier auf der Bühne.
Nach dem behördlich erzwungenen Aus des Clubs (Lärmschutzauflagen) zog Frauli 1974 nach Bad Salzuflen. Bis zum Rentenalter arbeitete sie hier als Verwaltungsangestellte, in der Freizeit widmet sie sich der Malerei.

Artikel vom 09.08.2005