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Älteste Borgholzhausenerin
wird heute 105 Jahre alt

Else Drescher ist »besser zufrieden als mancher mit 70«

Borgholzhausen (HHS). Als Else Drescher zur Welt kommt, ist das 20. Jahrhundert gerade ein paar Monate alt. In Paris finden parallel Weltausstellung und Olympischen Spiele statt, der erste lenkbare Zeppelin steigt auf und vier Tage zuvor wird in England eine gewisse Elizabeth Bowes-Lyon geboren - später besser bekannt als »Queen Mum«.

Während die äußerst beliebte Adlige, die vor dem Millenium stets als »so alt wie das Jahrhundert« bezeichnet wurde - vor drei Jahren starb, feiert die älteste Borgholzhausenerin heute ihren 105. Geburtstag. Im ganz engen Familienkreis. Ihre Tochter Lieselotte Drescher aus Halle-Hesseln kommt zum Mittagessen, die Verwandtschaft aus Berlin samt der zweiten Tochter Ilse Giffey hat der Jubilarin schon am Wochenende einen Besuch abgestattet.
Else Drescher lebt seit Juni 2000 im DRK-Pflegeheim »Haus Ravensberg«. Sehen und Hören fällt ihr zwar immer schwerer, »sie hat aber einen guten Appetit und ist einigermaßen mobil«, sagt Peter Domke. Der Pfleger kümmert sich mit seinen Kollegen in Else Dreschers Wohnbereich des Heimes um 19 weitere Senioren - 17 Frauen und drei Männer. »Für ihr hohes Alter ist sie sehr gut zufrieden, macht einen besseren Eindruck als so mancher mit 70«, ergänzt Domke. Wenn die beiden Töchter zu Besuch kommen, ist übrigens nicht zu überhören, wie die Rangfolge innerhalb der Familie ist. »Frau Drescher übernimmt sofort die Mutterrolle, will alles wissen und gibt natürlich auch den einen oder anderen wichtigen Ratschlag«, erzählt Peter Domke, ohne sich ein Schmunzeln verkneifen zu können: »Kinder bleiben eben Kinder. Egal, ob sie nun acht oder 80 sind.«
Nachdem Else Drescher am 9. August 1900 in Neuss geboren worden war, siedelte sie schon mit fünf Jahren nach Frankfurt an der Oder über. Ihre Mutter war früh gestorben, eine Tante übernahm die Erziehung. Else Drescher ging zur Mittelschule und erledigte danach in der Wäscherei ihres Onkels die Büroarbeiten. 1922 heiratete sie den Fleischermeister und späteren Viehhändler Fritz Drescher. Das Ehepaar bekam drei Kinder: Ilse sowie die Zwillinge Lieselotte und Gerhard, der während des zweiten Weltkriegs in Frankreich fiel.
Bis 1997 lebte Else Drescher in Frankfurt/Oder, kümmerte sich seit 1978, als ihr Mann gestorben war, allein um den Haushalt und zog 1997 zunächst zu Lieselotte nach Halle, ehe sie vor fünf Jahren nach Borgholzhausen kam.

Artikel vom 09.08.2005