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Mit deutscher Landkarte gefasst

Al Kaida-Angehöriger in Pakistan festgenommen - Terrorangriff geplant?

Islamabad (dpa). Pakistanische Sicherheitskräfte haben nach einem Medienbericht einen mutmaßlichen Al-Kaida-Angehörigen gefasst, der Landkarten Deutschlands, Italiens und Großbritanniens bei sich trug.
Die pakistanische Zeitung »Daily Times« berichtete, Osama bin Yousaf sei am Sonntag in der Stadt Faisalabad festgenommen worden. Am Samstag habe er zwei lange Telefonate mit Deutschland geführt. Am Donnerstag habe er in Großbritannien, am Freitag in Italien angerufen.
Die Zeitung berichtete weiter, Yousaf habe beim Verhör zugegeben, Al Kaida anzugehören. Er habe 1992 in Afghanistan ein Guerilla-Training erhalten. Im Kampf sei er 1993 verwundet worden und nach Pakistan zurückgekehrt. 1995 sei er wieder nach Afghanistan gereist und dort Al-Kaida-Anführern vorgestellt worden. Neben den Landkarten seien bei der Festnahme zwei Maschinenpistolen, Munition, Granaten, Kreditkarten, ein Computer und CDs beschlagnahmt worden. Auf dem PC seien auch vier Stadtpläne von deutschen und italienischen Städten gespeichert, habe ein Geheimdienstmitarbeiter erklärt. Dieser wollte die Städte jedoch nicht identifizieren.
Eine Sprecherin des Bundesnachrichtendienstes erklärte, man wisse nichts von der Festnahme. Der pakistanische Informationsminister Sheikh Rashid Ahmad bestätigte die Inhaftierung, sagte aber, es handele sich um einen unbedeutenden Angehörigen einer Extremistenorganisation. Die Ermittler waren Yousaf durch dessen Mobiltelefon auf die Spur gekommen.
Drei der vier Attentäter der Anschläge in London vom 7. Juli waren pakistanischer Herkunft und in den Monaten zuvor nach Pakistan gereist. Pakistans Präsident Pervez Musharraf hatte nach den Anschlägen erneut angeordnet, hart gegen muslimische Extremisten im Land vorzugehen. 600 mutmaßliche Extremisten waren anschließend festgenommen worden. Die Regierung in Islamabad hat allerdings stets betont, die Festnahmen stünden in keinem Zusammenhang mit den Londoner Attentaten.
Nach Musharrafs Ansicht ist Großbritannien in der Vergangenheit zu nachsichtig mit radikalen moslemischen Geistlichen umgegangen.
Der radikalislamische Geistliche Omar Bakri Mohammed hat angesichts einer drohenden Anklage wegen Hochverrats im Zusammenhang mit den Londoner Terroranschlägen Großbritannien verlassen. Der 47-Jährige reiste in den Libanon.
Das Magazin »stern« berichtete, mehrere Dokumente und E-Mails aus dem Computer des Al Kaida-Anwerbers Mohammedou Ould Slahi deuteten auf mögliche Schläfer und Zellen in der Bundesrepublik hin. Der Computer des 35-jährigen Mauretaniers, der auf dem US-Stützpunkt Guantánamo Bay festgehalten wird, enthalte Namen, Wohn- und Mail-Adressen, Telefon- und Faxnummern. Neben Mitgliedern von Slahis Duisburger Zelle seien Personen aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie vor allem aus Bremen und dem Raum Augsburg aufgeführt.
In Frankfurt ist seit Jahren ein islamischer Hassprediger tätig. Der aus Afghanistan stammende Geistliche sei »im Fokus der Sicherheitsbehörden«, sagte gestern der Sprecher des Wiesbadener Innenministeriums, Michael Bußer. Bislang habe er die Abschiebung juristisch verhindert: »Wir ergreifen alle rechtlichen Möglichkeiten, dass dieser Mann Deutschland verlässt.« Laut dem ARD-Magazin »Report« hat er erst vor wenigen Tagen zur Gewalt aufgerufen.

Artikel vom 10.08.2005