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Natürlich gehört auch eine Darstellung der Heiligen Birgitta zum Inventar der Kirche. Jürgen Böddeker und sein Team verhelfen auch ihr zu neuem Glanz.

Heilige freuen sich
schon auf ihr Zuhause

Weiberger Kirche wird restauriert -ÊSonntag ist Infotag

Von Marion Neesen (Text und Fotos)
Weiberg (WV). Wenn die Orgel Richtung Altar wandert, dann wird es auch den Aposteln zu bunt. Sie nahmen schon vor Wochen Reißaus und lassen sich nun für die kommenden Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte wieder in Schuss bringen.

Nicht ganz so dramatisch, aber dennoch ähnlich trug es sich jetzt in der Weiberger Pfarrkirche St. Birgitta zu. Seit 1981 war das Gotteshaus nicht mehr renoviert worden. Figuren und Inventar haben Staub und Schmutz angesetzt, die Orgelbühne neigt gar dazu, in Richtung Altar zu kippen, so dass die Weiberger St. Birgitta Kirche seit einigen Wochen eine umfassende Außen- und Innenrenovierung und Restaurierung erfährt. Die gesamte Maßnahme wird rund 495 000 Euro kosten und geschieht im Auftrag des Erzbischöfliches Generalvikariats, des Gemeindeverbundes der Katholischen Kirchengemeinden sowie des Hauses Büren'scher Fonds. Für die Ausmalung und die Restaurierung der Ausstattung ist das Retauratorenteam Böddeker und Schlichting zuständig. »Im Laufe der Jahre haben Kerzenruß und klimatische Bedingungen an Figuren und Wänden ihre Spuren hinterlassen«, sagt Jürgen Böddeker, Restaurator und Geschäftsführer des Restaurationsbetriebes. Er kann den Weiberger Gläubigen aber schon jetzt versprechen, dass ihr Gotteshaus nach Abschluss der Arbeiten farbenfroher und festlicher wirken wird. »Wir sind der Sache Schicht für Schicht auf den Grund gegangen und haben die Ursprungsfarbe aus dem Jahre 1751 wieder zum Vorschein gebracht«, so Böddeker. Und damals wählten die Bürener Mönche ein zartes Rosa, es wird nun das bisherige Grau-weiß ersetzen. Hinzukommen helle Ockertöne, weißes Stuckdekor und vergoldete Detailflächen. Das aufdringliche Rot an der Kommunionbank vor dem Altarraum soll ebenfalls etwas dezenter gestaltet werden.
Besonders viel Zeit nimmt auch die Restaurierung der Kunstgegenstände in Anspruch. Nachdem Figuren und Bilder in Luftpolsterfolie, Watte oder Filztücher verpackt sicher in der Paderborner Werkstatt von Böddeker & Schlichtung angekommen sind, tummeln sich dort nun rund 30 Exemplare aus dem Weiberger Gotteshaus und warten auf ihre Schönheitskur. Sie werden begutachtet, gesäubert und aufgepäppelt. Restaurateurin Tatjana Schirmacher hat alle Hände voll zu tun und sich auch schon einmal das große Rosenkranzbild zurechtgestellt. »Für die Restaurierung werden ich wohl vier Wochen brauchen«, sagt die Restaurateurin. »Dieses Gemälde ist kunsthandwerklich von besonderer Qualität«, lobt Jürgen Böddeker das Werk eines unbekannten Malers, »das ist schon fast mit Ikonenmalerei und Fotografie zu vergleichen.« Die Darstellung wurde offensichtlich im Jahre 1856 gefertigt und ist eine Stiftung von Heinrich Mertens und Theresia Rose. Auch der Heilige Ignatius entkommt dem Retauratorenteam nicht. Er wird ebenso vom Schmutz vergangener Jahrzehnte befreit wie die Kreuzigungsgruppe vom Hochalter und die Büsten der Seitenaltäre. Insgesamt dauern die Arbeiten etwa vier Monate. Wenn alle beweglichen Kunstgegenstände in neuem Glanz erscheinen, bekommen sie ihren angestammten Platz in der Weiberger Kirche zurück. »Die Dinge haben in ihrer Geschichte einen Anspruch auf den ihnen zugedachten Platz. Zudem ist die Kirche auch ein Aufbewahrungsort für Kunstgegenstände mit einem eigenen Klima«, sagt Jürgen Böddeker. Zur Renovireungsmaßnahme gehören auch umfangreiche Außenarbeiten (das Dach wurde bereits erneuert) sowie die Überholung der Beichtstühle, der Bänke, der Fenster, der Elektroinstallation und der Beschallung. Und auch die Orgelbühne wird mit einem Zuganker gebändigt.
Wer sich für die Arbeit der Restaurateure und den Fortschritt der Renovierung interessiert, kann den Fachleuten am morgigen Sonntag, 7. August, ab 11.30 Uhr in der Weiberger Pfarrkirche über die Schulter schauen. Dann wird auch Jürgen Böddeker Erläuterungen zur Kirchenrenovierung geben.

Artikel vom 06.08.2005