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»Die Männer haben Angst vor uns«

Beim Frühschwimmen bleiben Frauen unter sich - Clique entstand vor zehn Jahren

Von Uwe Hellberg (Text und Foto)
Schlangen (SZ). »Männer trauen sich nicht. Die haben Angst vor uns«, ist Erika Vogt überzeugt. Seit zehn Jahren trifft sich im Schlänger Freibad die große Clique der Frühschwimmer, aber die Damen bleiben hier unter sich. Bei Wind und Wetter frönen sie dem Spaß an der Bewegung. »Und wir merken alle, dass es uns gut tut«, versichert Erika Vogt.

Vor zehn Jahren entstand die Clique der Frühschwimmer in Schlangen. »Am Anfang waren wir etwa 15 Schwimmer, heute sind es schon regelmäßig 25 Frauen«, erzählt Erika Vogt. Es wurden halt immer mehr. Die 66-Jährige, Mutter von vier Kindern, ist seit Beginn an dabei und war schon immer eine begeisterte Schwimmerin. »Das war schon als Mädchen so«, erinnert sie sich.
Der Spaß an der Bewegung und natürlich an der Geselligkeit steht bei den Frühschwimmerinnen im Mittelpunkt, wenn sie sich montags bis freitags zu morgendlicher Stunde im Schlänger Freibad treffen. Von 6.45 bis 8 Uhr sind die Frauen zusammen. »Etwa eine halbe Stunde davon sind wir durchschnittlich im Wasser«, so Vogt. Dabei geht es nicht um Leistung und Schnelligkeit sondern um die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit. »Jede schwimmt eben so, wie sie kann«, betont Vogt. Aus eigener Erfahrung kann die 66-Jährige jedenfalls versichern: »Schwimmen hält mich fit.«
Und der Zusammenhalt bei den Frühschwimmerinnen, die im Alter zwischen 50 und 75 Jahren sind, ist enorm. »Wenn eine mal nicht dabei sein kann, dann entschuldigt sie sich inzwischen schon Tage vorher bei den anderen«, weiß Vogt zu berichten. Dreimal im Sommer treffen sich die fitten Frauen auch zum so genannten Frühschwimmerfrühstück im Freibad. Eine willkomene Gelegenheit zum Klönen. Erst am vergangenen Mittwoch fand diese gesellige Runde wieder statt. Die Kioskbetreiber Peter und Irmgard Langen sorgten für Speisen und Getränke. Dieses Mal gab es sogar Sekt, denn schließlich galt es, zwei »Geburtstagskinder« hochleben zu lassen. »Prost«, hieß es auf das Wohl von Renate Mansfeld und Edith Benkelberg. Zuvor hatten vor allem die Frühschwimmerinnen auch beim Städte-Cup eines Radiosenders für reichlich Stimmung gesorgt und eine Polonaise mit Bürgermeister Thorsten Paulussen auf der Freibadwiese getanzt, die zur »Costa del Schlangen« umgestaltet worden war (wir berichteten am 4. August).
Seit vier Jahren gibt es außerdem auch im Winter ein geselliges Treffen. Trotz so viel Gemeinsamkeit, den Gedanken einen Club zu gründen, weisen die Frauen aber weit von sich. Erika Vogt: »Wir wollen keine Vereinsmeierei.«
Übrigens spielen auch Entfernungen keine Rolle, wenn Frau dabei sein will. So kommt Marianne Beierling immer aus Neuenbeken nach Schlangen ins Freibad. »Hauptsache, unser Freibad bleibt uns noch lange erhalten«, wünscht sich Erika Vogt. Für Leute, die sich eine Eintrittskarte in Bad Lippspringe kaufen, hat sie deshalb auch kein Verständnis. Das Argument, dort sei es wärmer, lässt die 66-Jährige nicht gelten. In Schlangen beträgt die Wassertemperatur mindestens 22 Grad.
So wollen die Frühschwimmerinnen noch häufig ihre Bahnen im Wasser des Freibades in Schlangen ziehen, auch bei Wind und Wetter. »Mit diesem Sommer können wir aber zufrieden sein«, meint Erika Vogt, »er ist viel besser als das vergangene Jahr«. Und vielleicht finden sich ja in Zukunft doch ein paar »mutige« Männer, die sich der Clique anschließen.

Artikel vom 06.08.2005