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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Wer wird Millionär?


Die Lösung ist wie immer ganz einfach. Nur sieht sie mal wieder niemand. Außer Andreas J. Wulf. Der Bürgermeister von Augustdorf weiß jetzt, wie er die Finanzprobleme seiner Gemeinde in den Griff bekommen wird. Er setzt sich als Kandidat in die RTL-Fernsehsendung »Wer wird Millionär?«, beantwortet alle Fragen und tilgt mit der Million die Schulden.
So könnte es doch auch in Gütersloh laufen. Über ihre guten Kontakte zum Bertelsmann-Konzern dürfte es Bürgermeisterin Maria Unger leicht fallen, einen Platz neben Günther Jauch zu ergattern. Und weil sie nur ungern allein zu Sachfragen Stellung nimmt, würde sie gleichzeitig durchsetzen, einen Dezernenten oder ihre Pressesprecherin mitnehmen zu dürfen. Vielleicht würde ihr für dieses eine Mal auch der ausgeschiedene Kulturdezernent Ansgar Wimmer zur Seite springen. Das wäre gut für Fragen zur Kultur, Bildung und Sport. Der Erste Beigeordnete Dr. Klaus Wigginghaus würde als Telefonjoker in seine Schranken gewiesen. Per Dienstanweisung würde sichergestellt, dass er nicht ausgerechnet dann segelt, wenn Maria Unger ihn anruft. Keine Chance hätte jedoch Ungers Vorschlag, statt des Publikumsjokers ein neues Bündnis zur Beantwortung schwieriger Fragen einzuberufen - das erlaubt die Sendezeit nicht.
Sicher, mit der einen Million aus der Jauch-Show wäre es nicht getan. Doch es gibt ja noch andere Gewinn-Möglichkeiten. Den Lotto-Jackpot zum Beispiel, die Glücksspirale und die Süddeutsche Klassenlotterie. Statt über Sparlisten, Finanzausschuss und Haushaltskommission würden die Gütersloher Zeitungen über die wöchentlichen Ziehungen berichten. Die CDU könnte der Bürgermeisterin vorwerfen, nicht auf die zwölf gesetzt zu haben, die SPD könnte ebendiese Entscheidung mit einem Hinweis auf Planbarkeit und Verlässlichkeit begründen. Und die Bürger würden plötzlich wieder Artikel über den städtischen Haushalt lesen.

Artikel vom 06.08.2005