06.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das Meer wurde zu ihrem Trauma

Spenden aus Rheda-Wiedenbrück helfen beim Bau des Waisenhauses in Matale

Rheda-Wiedenbrück (pbm/WB/dibo). Viele Informationen und ein dickes »Dankeschön« gab es von Bruder Jose Valliara für alle, die sich für das Flutopferhilfeprojekt der Stadt Rheda-Wiedenbrück interessierten. Die Nothilfe in den Tsunamigebieten sei auch deswegen so gut angelaufen, »weil die Deutschen erneut ein großes Herz bewiesen haben«.

Das berichtete der Franziskanerbruder vor mehr als 50 Gästen. Der franziskanische Missionar betreut den Bau eines Waisenhauses in Matale in Sri Lanka aus der Missionszentrale in Bamberg-Bug. Bruder Jose ist als Missionsprokurator seiner Kongegration mit den Hilfsprojekten des Ordens rund um den indischen Ozean befasst. Durch seine Reise in die vom Tsunami verwüsteten Gebiete konnte er aus erster Hand über die Schäden und die Hilfsvorhaben berichten.
An elf Orten in Sri Lanka sind die Missionsbrüdern des Franziskanerordens vertreten - in Matale bereits seit 1949. Sie betreiben dort Schulen, Trainingscenter und auch ein kleines Waisenhaus für 49 Jungen. Dieses Heim ist seit der Flutkatastrophe vom Dezember 2004 überfüllt, und viele weitere Waisenkinder warten in zahlreichen Zeltlagern auf eine dauerhafte Unterbringung. Für 120 von ihnen wollen die Franziskaner ein dreistöckiges Wohnhaus mit Schlaf-, Speise- und Aufenthaltsräumen bauen. Es entsteht in direkter Nachbarschaft des vorhandenen Heimes und soll die anhaltende Knappheit an Unterkünften mildern.
In allen Stationen des Ordens wie auch bei zahlreichen anderen Kirchen, Tempeln und öffentlichen Einrichtungen bestehen weiterhin Notunterkünfte für die, die durch die Flut ihr Heim verloren haben. Das Waisenhaus in Matale soll in erster Linie Kinder aufnehmen, die durch die Flut ihre Eltern und nahen Verwandten verloren haben. Diese Kinder empfinden eine erneute Begegnung mit dem Meer, das ihnen alles genommen hat, als ein Trauma. Daher ist Matale für diese Kinder besonders geeignet. Es liegt in den Bergwäldern Sri Lankas, etwa 80 Kilometer vom Meer entfernt. In dem Ort leben rund 12 500 Familien, die die Jungen des bestehenden Waisenhauses gut aufgenommen haben. Die Infrastruktur, insbesondere die Schullandschaft dort ist gut ausgeprägt und bietet den Kindern daher auch Chancen für die Zukunft.
Die Franziskanerbrüder kooperieren bei der Erziehung und der psychologischen Betreuung auch mit anderen Orden und Fachleuten. Sie nehmen in ihren Häusern jedoch Mädchen und Jungen aller Glaubensrichtungen auf. Viele Missionsbrüder sind ausgebildete Techniker und Handwerker, die ihre Kenntnisse an die Kinder weitergeben. Neben einer guten Berufsausbildung stehen die Franziskanerbrüder auch für eine umfassende Betreuung. So hat das Waisenhaus sogar eine eigene Musikkapelle. Der Orden garantiert auch dafür, dass die Einrichtung weiter bestehen wird, wenn die städtische Unterstützung des Projektes ausläuft.
Bürgermeister Bernd Jostkleigrewe hofft, dass die Informationsveranstaltung noch viele weitere Menschen überzeugen wird, das Hilfsprojekt zu unterstützen. Der bisherige Eingang der Spenden auf dem Konto Nr. 166 bei der Kreissparkasse Wiedenbrück (Bankleitzahl 478 535 20) Stichwort »Flutopferhilfe Waisenhaus Matale« ist schon recht ermutigend.
Das Spendenbarometer auf der Homepage www.rheda-wiedenbrueck.de informiert über den aktuellen Spendenstand. Der letzte Eintrag datiert vom 29. Juli und weist 17 180,88 Euro aus. Mit dem städtischen Betrag in Höhe von 25 000 Euro stehen derzeit 42 000 Euro zur Verfügung. Weil die Stadt Rheda-Wiedenbrück allerdings nach dem guten Spendenstart das erste und auch das zweite Stockwerk finanzieren möchte (Gesamtkosten 53 730 Euro), werden noch gut 11 000 Euro benötigt.

Artikel vom 06.08.2005