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Tatwaffe ist nicht aufgetaucht

BRAX-Raubüberfall: Polizeitaucher im Vlothoer Hafen im Einsatz

Von Jürgen Gebhard (Text)
und Jörn Hannemann (Fotos)
Vlotho (VZ). Ein Polizeitaucher hat am Freitag im Vlothoer Hafen den Grund der Weser abgesucht. Die angeblich dort in den Fluss geworfene Tatwaffe und die Maskierung aus dem Raubüberfall auf die Brax-Verkaufsstelle in Herford konnte er nicht finden. »Ich habe jeden Stein gesehen, aber keine Pistole«, sagte Polizeikommissar Martin Pospisil, als er nach einer Stunde zurück an Land war.

Keine 24 Stunden nach der brutalen Tat am vorigen Samstagnachmittag hatte die Polizei einen 40-Jährigen und dessen 18-jährigen Sohn festgenommen (wir berichteten). »Bei der Vernehmung hat der Vater erklärt, die Waffe, die Täterbekleidung mit den Sturmhauben und die Autokennzeichen am Samstagabend zwischen den beiden Anlegern in Vlotho in die Weser geworfen zu haben«, so der Herforder Kriminalhauptkommissar Dirk Brinkmann gegenüber der VLOTHOER ZEITUNG. Um diese Beweismittel für ein späteres Gerichtsverfahren zu sichern, hatte die Kripo Polizeitaucher aus Wuppertal angefordert. Beim dortigen Polizeipräsidium ist eine von landesweit drei Tauchereinheiten stationiert, die beiden anderen sind in Köln und Bochum.
»Wir haben jährlich etwa 60 bis 70 Einsätze im Wasser«, sagte Polizeihauptkommissar Thorsten Schmidt, der die Aktion am Freitag leitete. In Flüssen, Baggerseen oder in Talsperren suchen die Polizeitaucher nach Diebesgut, nach Waffen oder auch nach verschwundenen Fahrzeugen und nach vermissten Personen. Aber auch im Vorfeld des Papstbesuchs zum Weltjugendtag in Köln sind Polizeikräfte unter Wasser im Einsatz und suchen Uferböschungen und Schiffsrümpfe nach Sprengstoff ab.
Gegen 10.30 Uhr traf die Spezialeinheit aus Wuppertal im Vlothoer Hafen ein. Während Martin Pospisil Taucheranzug und -ausrüstung anlegte, informierte sich der Einsatzleiter über die Gegebenheiten vor Ort: »Bei der starken Strömung haben wir leider nur sehr schlechte Chancen, die Tatwaffe zu finden, wahrscheinlich ist sie abgetrieben worden«, sagte er voraus.
Gesichert an der Leine von Signalmann Dietmar Griemoni stieg Taucher Martin Pospisil um kurz nach elf Uhr in die etwa 18 Grad warme Weser. Der Einsatzleiter, Taucherarztgehilfe Holger Lohmann, Reservetaucher Michael Schulze und die beiden Herforder Kriminalpolizisten Heiko Schäfer und Dirk Brinkmann verfolgten die Aktion vom Kanu-Anleger aus.
»Ich habe knapp 30 Zentimeter Sicht hier unten, wenn etwas auf dem Grund liegt, finde ich es auch«, meldete sich der Polizeitaucher nach kurzer Zeit aus drei Metern Wassertiefe. In der nächsten Stunde suchte er eine etwa 500 Quadratmeter große Fläche ab - die Waffe und die anderen gesuchten Gegenstände tauchten allerdings nicht wieder auf.
»Für die Bewertung der Aussagen, wäre es anders sicher von Vorteil gewesen«, sagte der Herforder Kriminaloberkommissar Heiko Schäfer, »aber eine dramatische Wende wird dieser Fall nicht nehmen, nur weil wir keine Tatwaffe haben.«

Artikel vom 06.08.2005