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Arbeiten wie zu Großvaters Zeiten

Alttraktoren- und Landmaschinenfreunde Dreyen laden zum Dreschfest ein

Von Volker Zeiger
Dreyen (EA). Wie gut, dass es Maschinen gibt. Sie erleichtern Menschen die Arbeit um ein Vielfaches und sparen vor allem Zeit. Die Alttraktoren- und Landmaschinenfreunde aus Dreyen können das am eindrucksvollsten beweisen.

Weil sie ein Dreschfest unter dem Motto »Vom Korn zum Brot« veranstalten, musste jetzt der Weizen gemäht werden. Sie setzten dazu einen uralten Mähbinder ein. Dutzende Schaulustige ließen sich das nicht entgehen.
Bauer Erhard Gehring aus Dreyen hatte den Treckersammlern zuliebe vier Morgen Saat auf einem großen Stück Land zwischen Dreyener Straße und dem Kreisbauhof zur Verfügung gestellt. Und hier war zur Ernte schon der erste Unterschied zwischen früher und heute zu erkennen: Der Weizen, so erklärten Hartmut Vogt und Reinhard Sonntag vom Alttraktorenverein, »ist viel dichter gesät worden«. Außerdem handelte es sich um eine echte Sorte, wie sie vor mehr als fünfzig Jahren noch verwendet wurde. Sie wuchs um ein Fünftel höher als die, die auf anderen Feldern in der Nähe gedeiht. Die Neuzeit fordert hier deutlich ihren Tribut: Damit die modernen Mähdrescher das Getreide besser und schneller verarbeiten können, wird das Wachstum gebremst.
Der Mähbinder, der das Getreide schneidet und sofort bindet, hatte mit dem dicht gesäten Weizen leichte Schwierigkeiten. Die mehr als einen Meter mögliche Breite zum Mähen konnte nicht eingesetzt werden, weil die Halme zu eng beieinander standen. Traktorfahrer Walter Niederbiermann musste schmalere Gassen und daher öfter fahren als geplant. In die Vergangenheit zurückversetzt fühlten sich die Treckerfreunde auch, als zu Anfang des Mähens alle paar hundert Meter der Bindfaden riss und Reinhard Sonntag als Kenner der Tücken der Technik die dünne Schnur durch die Ösen ziehen musste.
»So war's früher auch«, schmunzelte Hartmut Vogt hier und beim Anblick einiger ungebundener Garben, die der Mähbinder seitlich auf den Acker auswarf. Handarbeit war hier gefragt, Reinhard Sonntag wusste zu helfen. Man nehme zehn Halme, drehe sie zusammen, ziehe sie fest um die Garbe herum und mache eine einfache Schlaufe, das hält. Junge Väter probierten es und kamen ins Schwitzen. Einige Frauen im Alter von 50 Jahren an aufwärts wussten, wie gebunden wird und führten es mit sicherer Hand vor.
Je zwanzig gebundene Garben stellten die Alttraktorenfreunde sofort zu Stiegen zusammen. Sie lehnen so aneinander, dass der Wind hindurch blasen kann und die Ähren und Halme trocknet. Das war auch notwendig, denn ausgerechnet nach der Ernte fing es an zu regnen. »Die Stiegen bleiben so lange stehen, bis alles trocken ist«, sagte Vogt. Wenn nicht, müsse man sie vorm Dreschen schnell noch auf dem Hof zum Trocknen auslegen.
Aufwand hin, Einsatz her: »Wir pflegen nicht nur die Maschinen, sondern die alten Arbeitsweisen«, erklärte Vogt. »Denn die kennt heute kaum noch jemand.« Genau das wollen die Alttraktoren- und Landmaschinenfreunde am 3. und 4. September vermitteln.

Artikel vom 06.08.2005