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Villa ist wieder
strahlend gelb

CJD lässt Aushängeschild sanieren

Von Martin Hollmann (Text und Foto)
Versmold (WB). Wer in diesen Tagen aus Richtung Borgholzhausen nach Versmold kommt, wird kurz vor der Ampelkreuzung womöglich unerwarteter Weise von rechts geblendet. Der Grund: Die Fassade des CJD-Verwaltungsgebäudes, der ehemaligen Villa Delius, hat gerade einen neuen, kräftig gelben Anstrich bekommen. Denn zur Zeit wird sie von innen und von außen renoviert.

»Die Fassade war bröckelig«, erklärt Thomas Reiplinger, Gesamtleiter des CJD Versmold. »Und damit die Feuchtigkeit durch die Risse nicht nach innen zieht, muss das Gebäude geschützt werden. Außerdem bekommt es so natürlich auch einen neuen Glanz.« Zwei Seiten des Hauses werden in Zukunft noch bearbeitet werden müssen. »Allerdings nicht mehr in diesem Jahr. Wie fast überall gibt es das Geld auch beim CJD nicht im Überfluss.«
25 Jahre, so schätzt Thomas Reiplinger, ist die letzte Renovierung schon her. Aber das Haus selbst ist bedeutend älter: Der Versmolder Kaufmann Hermann Konrad Delius kam im Jahre 1865 nach längerem Aufenthalt in Mexiko in seine Heimat zurück, um sich hier fest niederzulassen. Und weil er von der Villa seines Bruders Albrecht Daniel an der Hamburger Alster durchaus angetan war, entschloss er sich, einen Nachbau in Versmold zu errichten. Dort lebte er mit seiner Familie und erst der Sohn ließ das Anwesen nach seinem Tod 1955 in eine Stiftung einbringen. 1962 ging diese schließlich an das CJD über.
»1965 ist das CJD dann hier eingezogen«, sagt Thomas Reiplinger. »Und schon 1966 wurde der Küchentrakt für das Internat angebaut.«
In den letzten 130 Jahren hat das Haus natürlich so manches erlebt. Echt »an die Substanz« ging ihm in der letzten Zeit aber höchstens der Zimmerbrand im Jahr 1998. Ein Radio war damals auf einer Fensterbank im ersten Stock implodiert und hatte zunächst die Gardinen und dann den ganzen Raum in Brand gesetzt. »In den oberen beiden Etagen wohnen Internatsschülerinnen. Zum Glück kam damals niemand zu Schaden«, konstatiert Thomas Reiplinger, und er erinnert sich: »Gerade eine Woche vorher hatten wir Rauchmelder installieren lassen.«
Im Zuge der jetzigen Arbeiten wird eine Brandschutztreppe, die alle Etagen versorgt, installiert. Bleibt zu hoffen, dass das kein böses Vorzeichen ist.
Trotz des Alters und der Großzügigkeit der Villa steht sie nicht unter Denkmalschutz. »Wir bemühen uns natürlich trotzdem um Wahrung der Struktur«, beschreibt Reiplinger. »Wir verwenden denselben Farbton und restaurieren, wo es nötig ist, die Stuckarbeiten wie den Umlauf am Haus.«
Im September sollen die Arbeiten der ersten Serie beendet sein. Dazu gehören neben der Fassade und der Treppe auch Teile der Innenräume, die sanitären Anlagen sowie die großzügige Holztreppe. In einem letzten Schritt wird das Außengelände wieder begrünt und mit Bäumen bepflanzt. Diese sollen aber auf der Vorderseite nun nicht mehr wie früher vor, sondern hinter dem Zaun, zur Straße hin, stehen, damit sie nicht mehr so viel Licht nehmen. Und außer der Begrünung werden sie noch einen Effekt haben: Wachsen sie erst einmal heran, werden die Autofahrer auch nicht mehr so geblendet.

Artikel vom 05.08.2005