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»Tennis ist toll« anno '85 - aber
noch keine Spur vom Becker-Boom


n Bei Tischtennis-Bundesligist Spvg. Steinhagen scheitert im August 1985 ein gewagtes Experiment: Nach der so erfolgreichen ersten Saison in der Eliteklasse soll Bela Mesaros, selbst noch Spitzenspieler beim Liga-Konkurrenten Heusenstamm, gemeinsam mit Manfred Sauerbrei und Alois Stricker als Chefcoach ein Trainer-Dreigestirn bilden. Doch nur zehn Tage nach Vertragsbeginn wirft der Jugoslawe die Brocken hin. Der 33-Jährige, 1984 am Steinhagener Aufstieg als Spieler maßgeblich beteiligt, klettert auf dem Bielefelder Bahnhof in den Intercity in Richtung Düsseldorf, um von dort in seine Heimat zu fliegen. Die wahren Gründe für die Trennung bleiben im Dunkeln, offenbar gibt es atmosphärische Störungen im Verhältnis zu den Spvg.-Offiziellen und Manager Rüdiger Lamm. Alois Stricker, vom Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC gekommen, übernimmt die Verantwortung, doch auch er erlebt das Ende der Saison nicht mehr im Cheftraineramt.
n »Tennis ist toll - auch für Sie!« Unter diesem Motto will der TC Blau-Weiß Halle den Boom nutzen, den der sensationelle Wimbledon-Triumph eines gewissen Boris Becker gut einen Monat zuvor auszulösen scheint. Das Sommerfest des Klubs an der Weidenstraße (dort, wo heute das Gerry Weber Stadion steht ...) wird mit einem gut besetzten Einladungsturnier garniert. Torben Theine aus Bad Oeynhausen, damals genauso alt wie »der 17-jährige Leimener«, besiegt im Endspiel seinen südafrikanischen Lehrmeister Rodney Fowler und lässt erahnen, dass er später in der Bundesliga jahrelang einen guten Ball spielen wird. Doch Tennis ist 1985 in Halle noch kein Massensport: »Die Resonanz war vor zwei Jahren besser«, bilanzieren die Verantwortlichen des TC Blau-Weiß den mäßigen Publikumszuspruch, der auch am Finaltag nur gut 100 Tennisinteressierte an die Ascheplätze lockt.
n Erheblich zugkräftiger als heute ist hingegen vor 20 Jahren der heimische Amateurfußball. 500 Zuschauer kommen zum Verbandsliga-Debüt von Aufsteiger Spvg. Steinhagen und sehen einen 1:0-Sieg gegen Ex-Oberligist FC Gohfeld. Bernd Lochmüller verwandelt in der 64. Minute mit Innenpfostenkontakt einen Foulelfmeter zum Tor des Tages. FC-Keeper Notholt hat Nurettin Barka, den heutigen Coach der Steinhagener Reserve, von den Beinen geholt hat. Herausragender Spieler ist der bereits 38-jährige Schlussmann Wolfgang Klöpping, neben dem folgende Spieler zum Einsatz kommen: Trantow, B. Lochmüller, Pietschok, Hohmann, Meckfessel, Döring (46. Fuhsy), Schmidtke, K. Pallaks (76. Hoffmann), Siekmann, N. Barka.
Auch Landesligist Spvg. Versmold startet erfolgreich ins Punktspielgeschehen. Vor 350 Zuschauern im Parkstadion gibt es einen 2:1-Heimsieg gegen Ahlener SV. Die 2:0-Führung durch Heinrich Lütke-Frie und Spielertrainer Helmut Jonscher (FE) können die Gäste nicht mehr wett machen. Die Neuzugänge Matthias Riepert (FC Gütersloh), Markus Jankowski (TSG Dissen), Peter Behrenswert (TuS Hilter) und Michael Kammann (Blau-Weiß Beelen) haben sich bereits gut eingeführt. Klaus Rahe kann als Einwechselspieler beim Comeback nach einem Jahr in der »Zweiten« noch keine Akzente setzen. Eine Woche später bejubeln die Versmolder beim SC Sönnern den 1:0-Siegtreffer von Torjäger Jürgen Gessat, heute Trainer des Landesligisten SC Wiedenbrück.
n Obwohl es im August 1985 noch längst nicht um Punkte geht, tummeln sich auf der Handball-Bühne im Altkreis große Namen. Bezirksligist TV Künsebeck verkündet für die neue Saison die Verpflichtung von Klaus Schibschid, 1981 als Kreisläufer Europacupsieger mit TuS Nettelstedt. In seinem ersten Einsatz für die »Eichen« trifft er beim 9:26 gegen Zweitligist Bayer Leverkusen auf einen Ex-Weltmeister: Claus Fey, 1978 im deutschen Aufgebot beim Triumph von Kopenhagen, zieht auf der Gegenseite im Rückraum die Fäden.
Am selben Wochenende bewundern 550 Fans in der Versmolder Sporthalle die Wucht von WM-Torschützenkönig Vasile Stinga. Der rumänische Ausnahmehandballer tritt mit Steaua Bukarest (das Team hat zusammen 1090 Länderspiele auf dem Buckel) bei Oberliga-Aufsteiger Spvg. Versmold an und feiert einen standesgemäßen 29:15-Sieg. Überragender Akteur im »Abschiedsspiel« für Versmolds langjährigen Kreisläufer Detlev Kahofer ist der neue Spvg.-Torwart Jochen Stegemann. Dagegen gerät das Zweitliga-Schiedsrichtergespann Hermann Ludewig/Friedel Brune aus Borgholzhausen in die Kritik: Dass sie bei herrlich ausgeführten Doppel-Kempas der rumänischen Handball-Künstler auf »Kreis ab« entscheiden und die Regeln so streng wie im Meisterschaftsbetrieb auslegen, stößt bei vielen Fans auf keine große Gegenliebe.

Artikel vom 06.08.2005