06.08.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Steffny gefeiert - vom
Ansturm »überrannt«

10. »Nacht« stieß 1985 in neue Dimensionen vor

Borgholzhausen (guf). »Wir haben einfach zu viele Nachmeldungen zugelassen - da spielte der Computer nicht mehr mit...« Trotz modernster technischer Hilfsmittel sahen sich Friedhelm Boschulte und sein Organisationsteam bei der 10. Nacht von Borgholzhausen 1985 vom Ansturm der Teilnehmer buchstäblich überrannt.

Volkslauf (gut 700 Hobbysportler) und Eliterennen zusammen genommen, gingen bei den Wettbewerben über zehn englische Meilen in der Borgholzhausener City vor 20 Jahren erstmals mehr als 1000 Aktive ins Rennen. Und als Sieger ließ sich ein Star feiern, dessen Name damals jedem Leichtathletik-Freund ein Begriff war: Herbert Steffny, Deutscher Marathonmeister 1985, hielt in 46:32 Min. für 16,09 km alle Konkurrenten in Schach - auch den ersten Ansturm eines Mannes aus Schwarzafrika. Berhanu Girma, Mannschaftsweltmeister im Crosslauf aus Äthiopien und bei 1,65 m Körpergröße ganze 46 kg leicht, lag am Ende 16 Sekunden zurück. Vergeblich hatte er versucht, die deutschen und britischen Spitzenläufer mit einem furiosen Anfangstempo zu schocken. Steffny stellte den Anschluss her und zermürbte seinen Gegner vor 10 000 begeisterten Zuschauern mit mehreren Zwischenspurts.
Die »Nacht«, damals noch Mitte August ausgetragen, läutete Herbert Steffnys stärkste Phase ein, denn fast genau ein Jahr später wurde der Freiburger in Stuttgart Europameisterschafts-Dritter über die Marathondistanz. Während heute die Schwarzafrikaner die deutsche Straßenlaufszene beherrschen, präsentierte sich 1985 die deutsche Elite in Pium auch hinter Steffny noch in breiter Front. 2:11-Stunden-Marathonmann Wolfgang Krüger aus Lübeck wurde im Laufe des Rennens zwar »durchgereicht«, andere jedoch hielten gut mit: Dirk Sander (LG Lage-Detmold/4. in 47:41 Min.), Edi Kaul (Andernach-Neuwied/7. in 47:58), Thomas Eickmann (St. Augustin/8. in 48:26) und Bernd Rangen (Dormagen/9. in 48:49). Auf Rang zehn ein Mann, dessen Fernsehpräsenz mittlerweile die seiner damaligen Kontrahenten weit übersteigt: Wolf-Dieter Poschmann, der heutige ZDF-Sportredakteur, lief im Dress des ASV Köln gute 48:57 Minuten.
Das Feld der Frauen dominierte 1985 die absolute Topfavoritin: Die Niederländerin Carla Beurskens feierte mit ihrem dritten Erfolg nach 1983 und 1984 in 52:36 Min. einen echten Hattrick. Kein Wunder, nachdem die damals 33-Jährige kurz zuvor den Frankfurt-Marathon in 2:28:37 Std. gewonnen hatte - bis heute eine Weltklassezeit.
Unterdessen machte 1985 die noch junge Sportart Triathlon zunehmend von sich reden. Beim 2. Gütersloher Dreikampf aus Schwimmen, Rad fahren und Laufen feierten 1000 Zuschauer Sieger Robert Becker aus Marienfeld - und Annegret Albersmann aus Borgholzhausen als schnellste Frau. »Ich hatte mich kaum vorbereitet«, staunte sie selbst über den ungefährdeten Erfolg vor ihrer Solbader Klubkameradin Helga Spiller.

Artikel vom 06.08.2005