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Auf Holzbänke setzen sich Naturfreunde, um die Vogelwelt ins Visier zu nehmen.

Schöne Aussicht - in luftiger Höhe
die Vogelwelt ins Visier nehmen

Neue Beobachtungskanzel am Nordrand des Steinhorster Beckens

Steinhorst (sis). Man hört nicht viel, nur das leise Rauschen der Blätter und die Stimmen der Vögel. Die ganze Artenvielfalt des Steinhorster Beckens kann von der neuen Beobachtungskanzel aus ins Visier genommen werden - ohne die Vögel zu stören.

Bereits bei den Ursprungsplanung des Naturschutzgebietes (NSG) Steinhorster Becken waren zwei Beobachtungskanzeln vorgesehen. Am nördlichen Rand des Wasservogelreservates ist jetzt mit Landesmitteln ein Aussichtsturm gebaut worden. »Die Kanzel steht jederzeit der Öffentlichkeit zur Verfügung«, berichtet Herbert Wolf, Chef der Biologischen Station Paderborner Land in Ostenland. Er ist als Betreuer des NSG auch für die Nutzung der neuen Kanzel zuständig. Ornithologen nehmen dort neben naturverbundenen Wanderern Platz, die jetzt aus etwa siebeneinhalb Metern Höhe zu jeder Jahreszeit seltene und sogar vom Aussterben bedrohte Vogelarten beobachten können- so zum Beispiel momentan Haubentaucher mit wenige Tage alten Jungvögeln oder Baumfalken über den Wasserflächen bei der Jagd nach Insekten. Ab Mitte August bis Ende September sind regelmäßig durchziehende Fischadler im Beuteflug über den weiträumigen Wasserflächen zu beobachten.
Um neue Gruppierungen im großen Besucherkreis zu erschließen und den Naturschutz in seinen vielseitigen Facetten transparenter zu machen, gab es erste Überlegungen bereits im Jahr 1999 für eine Beobachtungskanzel auf landeseigener Fläche am Nordrand des Schutzgebietes. »Lange Zeit war unklar, von wem das 40 000-Euro-Projekt finanziert wird«, so Gebietsbetreuer Herbert Wolf. Die Stadt Delbrück hatte sich bereits bereit erklärt, die Finanzierung zu übernehmen, als das Land Nordrhein-Westfalen als Eigentümer der Flächen die Kosten übernahm. »Wir kommen auf das Angebot der Stadt gerne zurück, wenn sich der neue Beobachtungsturm etabliert hat, und wir die zweite Kanzel planen«, so Wolf im Gespräch mit dem WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT. Ein zweiter Aussichtsturm könne in der Nähe der Ziegelei Rehage stehen.
Nach dem Vorbild bestehender Beobachtungseinrichtungen ist in Zusammenarbeit mit dem Delbrücker Architekten Josef Dreier und dem Statiker Günther Robrecht ist die Kanzel entstanden. Baubeginn war im Dezember, vor wenigen Tagen wurden die Arbeiten abgeschlossen. Der Beobachtungsturm, in dem 20 bis 30 Personen Platz finden, steht auf einem massiven Betonfundament. Die Treppenkonstruktion ist aus Metall mit Holzverkleidung hergestellt. Die offizielle Einweihung des Landesprojektes soll in wenigen Wochen stattfinden.
»Demnächst werden noch Info-Tafeln befestigt und ein Besucherbuch wird es geben«, so Herbert Wolf. Von den Beobachtungen, die Besucher dann in das Buch eintragen, wollen die Fachleute der Biologischen Station im Paderborner Land profitieren. Der Gebietsbetreuer wünscht sich, dass Besucher nicht direkt mit dem Auto vorfahren: »Durch den Verkehr könnten sich die Tiere gestört fühlen.«
Die Erwartungen gut 15 Jahre nach der Umgestaltung des Steinhorster Beckens zu einem Wasservogelreservat sind in hohem Maße erfüllt worden. Dies gilt sowohl für die ökologische Funktion, als auch für die Funktion als Hochwasserrückhaltebecken. Lediglich in Fragen der Besucherlenkung entspricht das Naturschutzgebiet mittlerweile nicht den aktuellen Bedürfnissen. Viele Störungen und Beeinträchtigungen im Naturschutzgebiet gehen von Besuchern aus, die zum großen Teil aus Unwissenheit über die Sensibilität vieler Tierarten, den Weg auf dem Abschlussdeich verlassen und die Randbereiche des Ringgrabens betreten. Häufiger noch können Hundebesitzer beobachtet werden, die ihre Vierbeiner frei herumlaufen lassen. Sensible Arten ziehen sich deshalb in das Zentrum des Gebietes zurück. Aus diesem Grund steht seitens der Biologischen Station Paderborner Land (ALA e.V.) im Rahmen der Gebietsbetreuung die Öffentlichkeitsarbeit im Vordergrund der Bemühungen.

Artikel vom 05.08.2005